: „Haut den Lukas, den bösen sächsischen“
■ betr.: „Hemden, Röcke und unge liebte Schuhe“, taz vom 13.1. 96
„Das Land Sachsen will ausscheiden und seinen Anteil der sächsischen Kulturstiftung einverleiben.“ Logischerweise muß für den Leser daraus folgen: Haut den Lukas, den bösen sächsischen! Und der erhobene Zeigefinger des „Kulturfonds-Vaters Herbert Schirmer“, wie Ulrich Clewing schreibt, läßt bereits „das Schreckgespenst aufziehender Provinzialität“ und seine große Sorge aus dem Sack, ob die „Kulturstiftung in Dresden“ gar die eigenen Einrichtungen in ausreichendem Maße weiterfördern könne, wenn die Stiftung Kulturfonds denn aufgelöst werden sollte. So weit, so schlecht. Richtig ist, daß sich die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen als ein wichtiges zusätzliches Instrument der Kulturförderung erwiesen hat. Es ist also nicht abwegig, auch in den anderen neuen Bundesländern über die Errichtung solcher Institutionen nachzudenken. Die sächsische Kulturstiftung fördert heute bereits länderübergreifende Projekte. Wer da Provinzialität befürchtet, müßte sie selbst produzieren. Wenn der Kulturstiftung auch „nur“ 1,6 Millionen DM für 1996 – Herr Schirmer spricht in dem Beitrag von sechs Millionen – zur Verfügung stehen, so kann damit doch einiges bewegt werden.
Bei den zwei von dem Direktor der Burg Beeskow genannten Beispielen räumen wir ihm gern einen Stein vom Herzen: An der Finanzierung des Leipziger Dokumentar- und Animationsfilmfestivals beteiligte sich die Stiftung Kulturfonds im vergangenen Jahr mit 85.000 DM bei einer Gesamtförderung von mehr als 1,1 Millionen DM. Allein die Stadt Leipzig und das Kunstministerium brachten dafür 830.000 DM auf. Vermutlich kann die sächsische Kulturstiftung die ausbleibenden Mittel der Stiftung Kulturfonds unter den neuen Bedingungen künftig selbst zuschießen. Das beklagte Beispiel 2, die Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik, wird von der Stiftung Kulturfonds 1996 mit „keiner müden Mark“ unterstützt – auch hier bin ich mir sicher, daß dieses „Loch“ problemlos „gestopft“ wird, oder? Last, but not least: Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, daß ausgerechnet für die Kultur die Gelder besonders reichlich fließen. Doch sollte man den Schwarzen Peter, wenn überhaupt, immer mit Bedacht weitergeben. Hartmut Häckel, Pressesprecher des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen