Mit Madibas Hilfe

Südafrika schlug Ghana 3:0 und feiert dem Afrika Cup-Finale mit Tunesien entgegen  ■ Aus Johannesburg Kordula Doerfler

Bis in die frühen Morgenstunden wurde in den Straßen von Johannesburg eine große Party gefeiert. Zehntausende von Menschen tanzten auf den Straßen, andere fuhren hupend und die südafrikanische Flagge schwingend in ihren Autos durch die Stadt. Südafrika im Siegestaumel. „Bafana Bafana“ (zu deutsch etwa: unsere Jungs) hatten die kühnsten Träume der Südafrikaner übertroffen: Im Halbfinale des Afrika Cup hatten sie den gefürchteten Gegner Ghana ihrerseits das Fürchten gelehrt. Mit einem 3:0-Sieg ging die südafrikanische Mannschaft nach einem Spiel, das an Spannung nichts zu wünschen übrig ließ, vom Feld.

Bis zur letzten Minute kämpften die Südafrikaner um jeden Ball – und wurden noch in der 88. Minute mit einem Traumtor von Mittelstürmer John „Shoes“ Mosheu belohnt. Der „Mann mit den goldenen Beinen“ war es auch, der das erste Tor für Südafrika erzielt hatte. Wann immer er mit dem Ball in Berührung kam, brandete im Stadion in Soweto Begeisterung auf. Ein langgestrecktes „Shuuuus“ belohnte den Spieler, der bereits vier Tore in diesem Turnier geschossen hat. Der zweite Schlachtruf der Südafrikaner, „Fiiiisch“, galt ihrem anderen Liebling, dem Verteidiger Marc Fish. Mit 21 der jüngste Spieler im südafrikanischen Team, zählt er zu den Talenten, die große Chancen haben, von einem europäischen Club engagiert zu werden.

Die „Black Stars“ aus Ghana hingegen, die zu den Favoriten der afrikanischen Fußballmeisterschaft zählten, hatten nur wenige Torchancen. Ohne den verletzten Abedi Pelé kam ihr zweiter Star, Tony Yeboah, kaum zum Zuge. Trotzdem war brillanter Fußball zu sehen. Zum erstenmal in dieser Meisterschaft gelang es den Südafrikanern, wirklich als Team aufzutreten, nachdem sie im letzten Vorrundenspiel gegen Ägypten ein schwaches Bild abgegeben hatten. Im fast ausverkauften Stadion liefen sie jedoch zu bisher nicht gesehener Hochform auf. Nun, da es ihnen gelungen ist, die Stars aus Ghana, die bereits viermal die afrikanische Meisterschaft gewonnen haben, zu schlagen, ist es auch nicht unwahrscheinlich, daß sie im morgigen Finale den Titel holen.

Im Endspiel stehen sich einigermaßen überraschend Tunesien und Südafrika gegenüber, während der Kampf um den dritten Platz zwischen den Favoriten Ghana und Sambia stattfindet. Denn auch das erste Halbfinale in Durban endete mit einer kleinen Sensation: Tunesien schlug Sambia 4:2. Sollte tatsächlich der Cup gewonnen werden, dürften sich in Südafrika die Jubelfeiern wiederholen, die im vergangenen Jahr nach der Rugby-Weltmeisterschaft stattgefunden hatten, und alle Querelen um die schlechte Organisation des Turniers durch den südafrikanischen Fußballverband (Safa) werden vergessen sein.

Die Erwartungen der Gastgeber waren schon im Vorfeld sehr hochgesteckt. Erstmals wird die Meisterschaft in Südafrika ausgetragen, erstmals konnte sich die ungeübte Mannschaft nach jahrzehntelanger Isolation in internationaler Konkurrenz bewähren. Daß die Stadien in der Vorrunde gähnend leer waren, wenn nicht die eigene Mannschaft spielte, darüber spricht jetzt, nach dem Einzug ins Finale, niemand mehr. „Nacht des Ruhms für Bafana“ titelten die Zeitungen, und auch Trainer Clive Barker vergaß nach dem Spiel jegliche Zurückhaltung und erklärte, das Ergebnis hätte eigentlich 5:0 lauten müssen. Kapitän Neil Tovey hingegen enthüllte das Geheimnis des Sieges: Am Mittwoch nachmittag hatte Präsident Nelson Mandela der südafrikanischen Mannschaft vollkommen unerwartet einen Besuch abgestattet. „Das hat uns inspiriert. Wir sind Madiba wirklich zutiefst dankbar dafür.“ Madiba – das ist der afrikanische Stammesname von Mandela.