Wieder mal zuviel Druck in alten Sowjet-Akws

■ Wolga-Forschungsinstitut verseucht, außerdem Reaktor in der Ukraine gestoppt

Berlin (taz/AFP/dpa) – Ein Reaktor des russischen „Forschungsinstituts für Atomreaktorbau“ hat radioaktiven Dampf abgelassen. Das Institut steht bei Dimitrowgrad, auf halbem Weg zwischen Kasan und Samara an einem der großen Stauseen der Wolga. Bereits am Mittwoch öffnete sich ein Überdruckventil und verseuchte die Umgebung. Laut der Agentur Interfax wurde das gesamte Forschungsgelände verseucht. Das staatliche Komitee zur atomaren Überwachung teilte gestern mit, es sei nur ein Umkreis von 50 Metern verseucht worden und Menschen nicht zu Schaden gekommen.

Der Grund für den Unfall war gestern noch unklar. Der Reaktor sei aber sofort abgeschaltet worden, so das Komitee. Der kontaminierte Schnee soll eingetütet werden. Der Sprecher des Komitees sprach von einem „Vorfall von örtlicher Bedeutung“. Die entwichene Radioaktivität habe bei drei Curie gelegen, während sie bei der Atomkatastrophe in Tschernobyl vor zehn Jahren mehrere Millionen Curie betragen habe.

Im Institut für Atomreaktorbau werden verschiedene Reaktortypen entwickelt, unter anderem für Atom-U-Boote, berichtet Peter Hess von Frankfurter Institut für Sowjetstudien. „Laut dem Bericht einer staatlichen Untersuchungskommission gab es in Dimitrowgrad mehrere große Katastrophen seit den 50er Jahren“, sagt Hess. Ebenfalls am Mittwoch gab es einen Störfall in einem Akw der Ostukraine. Der dritte Block in Saporoschje wurde für mehrere Stunden vom Netz genommen. Grund für den Störfall seien Probleme mit dem Sicherheitssystem des Turbinengenerators gewesen, meldete gestern Interfax unter Berufung auf das ukrainische Komitee für Atomenergie. Nach drei Stunden wurde der Block wieder ans Netz genommen. Eine erhöhte Radioaktivität wurde angeblich nicht festgestellt. rem