Aus dem Hintergrund

■ Italiens neuer Regierungschef Maccanico

Rom (taz) – Der Mann scheint ohne Fehl und Tadel: Italiens neuer Regierungschef ist in keinen einzigen Skandal verwickelt, in den Parteien weder rechts noch links angesiedelt, immer freundlich und meist braungebrannt. Ein Jurist mit Freude am Filigranen, kein Mann fürs Grobe. Dabei hat sich Antonio Maccanico, 71, im Hinterland von Neapel geboren, immer im politischen Umfeld getummelt – mal als Generalsekretär des Staatspräsidenten, mal als Minister für Verfassungsreformen, auch als Chef des größten Geldinstituts Italiens, Mediobanca.

Wo immer ein Krisenmanager für schwierige Aufgaben gesucht wurde, tauchte sein Name auf – nur „ganz oben“ war er bislang nicht zum Zuge gekommen. Und manch einer vermutet, das sei vielen bisher auch ganz lieb gewesen – seit seinen Tagen im Quirinalspalast des Staatspräsidenten beherrscht Maccanico es perfekt, aus dem Hintergrund die politischen Fäden zu ziehen. Derart, daß mitunter schon der Verdacht aufgekommen ist, der Mann gehöre zu jener undurchsichtigen Seilschaft, die den Quirinalspalast seit jeher unsicher macht – die Geheimlogen, die gerne im verborgenen herrschen.

Wie dem auch sei: Antonio Maccacino genießt in den Kreisen der politischen Insider und der Wirtschaft derzeit noch wesentlich mehr Ansehen als beim Volk. Seine Aufgabe sieht er darin, das Image der letzten Regierung, die unter Lamberto Dini als reiner Technokraten-Verein gegolten hatte, wieder zugunsten der Politik zu korrigieren – ohne freilich den Eindruck zu erwecken, nun ginge es wieder mit den Stümpern aus den Parteien los.

Das Plazet der Industrie hat er – über die vor allem von Fiat gesponserte Republikanische Partei ist er schon mal ins Parlament eingerückt; mit den Gewerkschaften kann er auch einigermaßen. Ob er die angepeilte Verfassungsreform zustande bringt, muß er allerdings noch beweisen: Von seiner früheren Tätigkeit als Minister mit dieser Aufgabe ist nichts Berichtenswertes geblieben. Werner Raith