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Mißhandler mit Dienstmarke muß blechen

■ Schuldig auf Körperverletzung: Erstes Urteil im Hamburger Polizeiskandal

Hamburg (taz) – Am Donnerstag wurde das erste Urteil im Hamburger Polizeiskandal gesprochen. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Polizist Joachim L. einen Afrikaner mit Desinfektionsspray mißhandelt hat und verurteilte ihn wegen Körperverletzung im Amt zu einer Geldstrafe von 9000 Mark.

Zur Anklage des Beamten L. von der berüchtigten Kirchenallee-Wache in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs kam es, weil der Polizist Uwe Chrobok die „Mauer des Schweigens“ durchbrach und gegen seinen Kollegen aussagte. Chrobok hatte im Sommer 1992 den Täter gesehen, als er mit einer Spraydose in der Hand vor einem entkleideten Schwarzen stand, dessen Haut feucht glänzte. „Wenn das mit den Spraydosen rauskommt, müssen wir uns warm anziehen. Stell dir mal vor, da packt einer aus“, sagte L. zu dem Kronzeugen, nachdem der Hamburger Innensenator Werner Hackmann im September 1994 wegen rassistischer Vorfälle bei der Polizei zurücktrat. Das wertete das Gericht als Schuldeingeständnis: „Er befürchtete, daß es ihm selbst an den Kragen geht“, so die Vorsitzende Richterin Gudrun Stöhr in ihrer Urteilsbegründung. Dem Afrikaner sei „Angstschweiß“ ausgebrochen, deswegen hätte er feucht geglänzt, hatte die Verteidigung glaubhaft zu machen versucht und Freispruch gefordert.

Joachim L. habe sich nur seine Handschuhe mit dem Desinfektionsspray eingesprüht. „Das ist eine Schutzbehauptung“, befand das Gericht. Die Richterin habe ihn falsch verstanden, schimpfte der verurteilte Täter L. nach der Urteilsverkündung. Sein Anwalt will in die Berufung gehen.

Die Staatsanwaltschaft hatte ein höheres Strafmaß, nämlich sieben Monate auf Bewährung gefordert. Die Tat des Beamten drücke „eine entwürdigende und menschenverachtende Behandlung aus“ und habe dem Ansehen der Polizei schweren Schaden zugefügt. Dem Mißhandler mit Dienstmarke droht nun außerdem ein Disziplinarverfahren. Bisher wurde gegen fünf weitere Polizisten Anklage erhoben. Silke Mertins

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