Hühner, wollt ihr ewig legen?

■ In den Batterien der industriellen Großfarmen herrscht die Acht-Tage-Woche

Um Huhn und Ei steht es schlecht in Deutschland. Fangen wir beim Huhn an: Das wird heutzutage mit kleinen Elektroschocks behandelt, um die Eierproduktion anzukurbeln. Auch hochgiftige Nikotin-Sprühnebel gegen den Milbenbefall sind im modernen Hühnerstall – wie dem von Eierbaron Anton Pohlmann – beliebt.

Mit einem romantischen Stall hat das Ganze schon lange nichts mehr zu tun. Die Hühner werden fast ausschließlich in industriellen Großfarmen mit bis zu 300.000 Exemplaren gehalten. 35 Millionen Hühner, andere Quellen sprechen sogar von 60 Millionen, sitzen hierzulande in einem Käfig von der Größe eines DIN-A-4-Blatts – mehr als 90 Prozent aller deutschen Hühner. Damit sie das Nachbarhuhn nicht hacken, lassen ihnen viele Halter die Schnabelspitze frühzeitig abätzen. Elektronisch gesteuerte Fütterung, Lichtregelung und Reinigung sind selbstverständlich. Und weil das Eierlegen vom Tag-Nacht-Rhythmus abhängt, haben viele Betriebe den Hennen eine künstliche Acht- Tage-Woche aufgedrückt.

So wird die Kreatur zur perfekten Legemaschine. Und weil sie doch nicht ganz perfekt ist, stehen den Betrieben nicht weniger als 15 erlaubte Zusatzstoffe zur Verfügung, um die gewünschte satte Gelbfärbung des Dotters zu erreichen. Hühner, wollt ihr ewig legen? heißt es nach 15 Monaten. Dann wird die ausgemergelte Legemaschine, die mehr als 300 Eier produziert hat, durch ein neues Exemplar ersetzt. Ihre sterblichen Überreste wandern für 5,99 Mark in Mutters Suppentopf.

In den überfüllten und fensterlosen Batterien sind Krankheiten häufig und unvermeidbar. Regelmäßig werden Medikamente und Breitband-Antibiotika dem Futter beigemischt. Während in der Schweiz die Käfighaltung verboten wurde, konnte sie sich hierzulande trotz Dauerprotesten der Tierschützer behaupten. „Wenn sich die Tiere nicht wohlfühlen, würden sie nicht so viele Eier legen“, heißt die zynische Argumentation der Pohlmänner.

Die Qualität der Eier ist nicht besser als die Haltungsmethoden. Daß der Verbraucher systematisch betrogen wird, stellte zuletzt der „Feinschmecker“ fest. In München, Berlin und Hamburg hatten die Tester des Magazins 21 Eierproben gekauft und mit großem Aufwand untersucht. Ergebnis: 20 Proben waren eindeutig fehlerhaft. Die Eier waren häufig zu alt, hatten Untergewicht und waren falsch ausgezeichnet. Einige als „Freiland-Eier“ deklarierte Einkäufe zeigten unter dem UV-Licht der Lebensmittelchemiker eindeutige Abrollringe aus der Käfighaltung. Nur eine der geprüften Eierproben war voll in Ordnung.

Sie kam – so leid es uns tut – vom Hamburger Aldi-Markt. Manfred Kriener