■ Bremer in Bonn: Jemanden rauslegen
Vor Jahren gab es heftige Auseinandersetzungen in Bremen darüber, ob es sinnvoll oder sittenwidrig war, daß Bürgermeister Klaus Wedemeier, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke war, sich von seinem Stadtwerke-Vorstand ein teurere „Bürgermeisterbett“ inclusive Nachttischchen etc für die Bonner Residenz Bremens spendieren ließ. Unter dem Nachfolger Henning Scherf wurde das Insignum der Macht schlicht gestrichen: „Es gibt kein Bürgermeisterzimmer mehr“, erklärte der Hausherr der Bonner Vertretung Bremens, Staatsrat Erik Bettermann, gestern: „Alle dürfen in diesem Bett schlafen.“ Das war ein wenig übertrieben, für Beamte unterhalb der Amtsleiter-Ebene gibt es in seinem Hause andere Übernachtungsmöglichkeiten, mußte er präzisieren, und Senatsmitglieder haben bei der Buchung Vorrang, auch wenn sie sich erst kurzfristig anmelden: „Es passiert schon mal, daß wir jemanden rauslegen müssen.“
Bettermann ist derzeit dabei, einen Umzugsplan nach Berlin auszuarbeiten. 1998 könnte dort die neue Bremen-Vertretung fertig sein, wenn der Grundstein noch in diesem Jahr gelegt wird. Der derzeitige Bremer Vertreter in Berlin, der frühere FDP-Landesvorsitzende Horst-Jürgen Lahmann, wird dann nicht mehr im Amt sein, sein Vertrag endet Mitte 1997. „Mit dieser Dotierung“ werde es keinen Nachfolger geben, versprach Bettermann.
In Bonn, so verriet der Sozialdemokrat Bettermann, habe er leichteren Zugang zu den Behörden der Kohl-Regierung, seitdem er sagen könne, er vertrete eine große Koalition. K.W.
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