■ Standbild
: Standort Heimat

„Siebengebirge“ (So., 13.45 Uhr, ARD)

Wer hat bloß dem Siebengebirge seinen Namen gegeben? Hat es doch dort in Wahrheit vierzig „Berge und Erhebungen“. Von den meisten blickte Jens Hamann (Regie und Kamera) besinnlich herab in die Niederungen des Rheintals und des teutonischen Gemüts. Morgennebel wallte um den Schicksalsfluß, gemeinhin auch als Rhein bekannt. Gerührt sah der Betreiber eines Burg-Restaurants dort unten „den Übergang zur Zivilisation, zum Tal – das im Moment gnädig verhüllt ist“.

Der Erdenschwere entfliehen, dem Wesentlichen zugewandt: Was man hier sah, war mehr, als eine Momentaufnahme, sondern ein rührender Essay über die Er- und Verklärung der Heimat. Hamann näherte sich dem „Echten“ mit aufschlußreicher Doppeltaktik. Am Anfang und Ende standen die Bilder gezielt kitschiger Impressionen. Mühsam des Tages Werk, Ruhe stiftende Nacht, verdüsterte Erhabenheit.

Im Kontrast dazu werben lokale Honoratioren, Historiker und Wanderer faktenreich um die Schönheit der Gegenwart, wissen auch verschandelten Ortskernen noch den Reiz des Pittoresken abzutrotzen, etwa einem „kleinen Kapellchen, das mitten auf die Straße gebaut ist“. Eine skurille Montage verband Mauereidechsen und Freeclimber – postmoderne Natürlichkeit.

Heimat – das war in diesem sinnigen Film eine Collage aus strotzigem Grün und melancholischem Nebelgrau; ein Stimmungsbild über den Gebrauchswert der Geschichte, über „Erholungsansprüche“ jeglicher Art abseits von Verkehrs- und Gedankenstaus. Fest verwurzelt im Graphitgestein, den Blick ins unergründlich Nebulöse gewandt – eine mythologische Antwort auf die beliebte Frage nach dem „Standort Deutschland“. Dieter Deul