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: Zu früh gefreut: weiter mit dem Decoderstreit
In einem Spitzengespräch hatten sich die Chefs von Bertelsmann, Kirch und Telekom geeinigt: Ein einziger Decoder sollte her für das digitale Fernsehen, das zahlungskräftige Publikum sollte nicht unnötig verunsichert werden. Jetzt ist es mit der Einigkeit schon wieder vorbei: Am Freitag tauchten Kirchs Leute gar nicht erst auf, als die gemeinsame Firma Multimedia Betriebsgesellschaft (MMBG) endlich Hand und Fuß bekommen sollte. Kirchs Begründung: Bertelsmann habe die gestellten Fragen über sein Seca-Decodersystem nicht beantwortet. Kirch-Sprecher Gottfried Zmeck vermutet natürlich, die anderen wollten gar keine Informationen rausrücken.
Die andere Seite – neben Telekom, Bertelsmann auch Canal+, CLT, ARD und ZDF – vermutet eher, Kirch strebe jetzt doch einen Alleingang mit dem eigenen Decoder an, den er mit dem internationalen Pay-TV-Anbieter Johan Rupert sowie dem Nokia-Konzern entwickelt hat. Schon auf der Funkausstellung im August gab Kirch bekannt, er habe für das Frühjahr eine Million Stück bestellt. Über die geplanten Programmpakete hüllt man sich allerdings seit langem in Schweigen.
Die anderen MMBG-Gesellschafter haben derweil das lange Warten satt und planen ohne Kirch weiter (halten aber weiter neun Prozent der Anteile für ihn frei). Am Freitag haben sie ein „Memorandum of Understanding“ für den Gesellschaftsvertrag unterschrieben und eine Ausschreibung für die Produktion der ersten 150.000 Decoder beschlossen. Die sollen allerdings erst nach dem Sommer in den Handel kommen, gerade noch rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft.
Der Plan zielt in erster Linie auf den Pay-Sender premiere, der seine Kunden nach und nach mit digitalen Decodern ausrüsten möchte. Dort gibt es zwar noch keine Entscheidung für den Seca- Decoder – weil nämlich auch Kirch mit 25 Prozent beteiligt ist. Doch wenn Kirch tatsächlich an seinen eigenen digitalen Plänen festhält, dürfte es bei premiere bald krachen. Manche Experten fragen sich nur noch, für wann Kirch seinen Ausstieg geplant hat.MR
