Dokumentation
: „Keine Nachricht“

■ Aus dem Bericht von Amnesty Internatio-nal über die Mißhandlung von Ausländern

Im April 1995 hat Amnesty International Informationen darüber erhalten, daß Gefangene im Bremer Polizeigewahrsam Opfer von grausamer, unmenschlicher und entwürdigender Behandlung geworden seien. Nach diesen Berichten sind den Verhafteten – ausschließlich schwarze afrikanische Asylsuchende – unter Zwang Brechmittel wie Ipecacuaña oder Salzwasserlösungen oder eine Mischung aus beidem verabreicht worden, um sie zum Erbrechen von Drogen zu bringen, die sie geschluckt haben sollten. Einige Gefangene versicherten, daß sie, wenn sie die Einnahme der Brechmittel verweigerten, angeschrieen und bedroht oder körperlich mißbehandelt wurden. Andere erklärten, daß sie während der Festnahme im Polizeigewahrsam rassistisch beschimpft worden seien. Zwei Fälle werden im Folgenden beschrieben.

(Es folgt eine Zusammenfassung der beiden, damals auch von der taz wiedergegebenen Erlebnisberichte des liberianischen Asylbewerbers George B. und des angolanischen Asylbewerbers João S.)

Im August 1995 hat Amnesty International unter Bezug auf die erhaltenen Berichte an die zuständigen Bremer Behörden geschrieben. In diesem Brief hat die Organisation erklärt, daß aus ihrer Sicht die zwangsweise Verabreichung von Brechmitteln an Gefangene ohne medizinischen Grund eine grausame, unmenschliche und entwürdigende Behandlung darstellt. Amnesty International teilte außerdem die Besorgnis über Informationen mit, daß Gefangene – einschließlich der beiden oben beschriebenen Fälle – Opfer von verbalen Drohungen oder körperlicher Mißhandlung geworden seien, als sie sich weigerten, die Forderung von Polizisten oder Ärzten nach Einname der Brechmittel zu erfüllen. Neben der Bitte um Information über die beiden Einzelfälle hat Amnesty International eine Reihe von detaillierten Fragen bezogen auf die rechtliche Situation und das medizinische Vorgehen in Fällen gestellt, in denen Gefangenen im Zeitraum vom Januar 1992 bis Dezember 1994 Brechmittel verabreicht worden waren.

Im September 1995 wurde Amnesty International vom Präsidenten des Bremer Senats mitgeteilt, daß die Organisation zu den von ihr gestellten Fragen Auskünfte des Senators für Inneres bekommen werde. Bis Ende Januar 1996 hat Amnesty International keine weitere Nachricht erhalten. Übersetzung aus dem Englischen