Vulkan: Konkurs nicht ausgeschlossen

■ Betriebsräte wollen sich auf alles einstellen / Proteste am Freitag / 220-Mio-Kredit schon heute?

Gemeinsamer Druck aus Bremen und Bonn hat die Gläubiger-Banken des Vulkan offenbar umgestimmt. Gestern abend zeichnete sich auf einer gemeinsamen Sitzung der Banken in Frankfurt ab, daß der vom Land Bremen verbürgte 220-Millionen-Mark-Kredit für den Weiterbau des Kreuzfahrtschiffes Costa II heute morgen ausgezahlt werden soll.

In einem scharfen Brief hatten die Bremer Bürgermeister Henning Scherf und Ulrich Nölle kurz vor dem Bankentreffen beim Vorstandssprecher der Commerzbank, Martin Kohlhausen, gegen die Verzögerung der Kredit-Auszahlung an den Vulkan-Verbund protestiert. „Wir sind um den Fortbestand des Konzerns besorger denn je“, heißt es darin. Die Forderung der Banken, das Land Bremen und das Bundeswirtschaftsministerium sollten über die Landesbürgschaft hinaus weitere Versicherungen abgeben, sei „unerträglich“, und weiter: „Es ist jetzt die Pflicht des Konsortiums, den Baufinanzierungskredit Costa II unverzüglich zu valutieren.“

Eine von den Banken zunächst geforderte „rechtlich selbständige Garantie“ des Kredits gehe „weit über das hinaus, was die Freie Handestadt Bremen leisten darf“. Sie wäre ein Verstoß gegen EU-Recht. Der gesamte Brief sei auch mit der Bundesregierung „abgestimmt“, heißt es am Schluß. Vor allem diese Auskunft dürfte die Banken gestern zum Umschwenken bewegt haben.

Auf einem „großen Ratschlag“ haben gestern auch die Betriebsräte des Vulkan-Verbunds im Bremer Mariott-Hotel über die Zukunft ihrer Unternehmen beraten. „Wir sind entsetzt über die Führungslosigkeit des Konzerns“, sagte der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Karl-Heinz Schönberger anschließend, „so daß wir um den Verlust aller Arbeitsplätze fürchten.“ An dem Treffen sollte eigentlich auf der neue Konzernchef Udo Wagner teilnehmen. Doch der mußte kurzfristig nach Brüssel, um die Bedenken des EU-Kommissars van Miert gegenüber den neuen Landesbürgschaften für den Vulkan auszuräumen.

Nachdem die Belegschaft sechs Monate dem „erheblichen Verfall des Konzerns“ schweigend zugesehen habe, werde sie jetzt „um unsere Arbeitsplätze kämpfen“ kündigte Schönberger an. Zumindest öffentlich halten dabei noch die Betriebsräte aller Vulkan-Unternehmen zusammen. „Wir wollen den Verbund auch in Rostock“, erklärte der dortige Vulkan-Betriebsratsvorsitzende Huxdorf.

Frank Teichmüller, Bezirksleiter Küste der IG Metall und Vulkan-Aufsichtsratsmitglied, wollte auch einen Konkurs des Konzerns nicht mehr ausschließen. Dies sei jedoch wie ein „Sprung aus dem Fenster in der Hoffnung, daß jemand unten ein Schwimmbad gebaut hat“. Seiner Überzeugung nach könne wohl nur im Konzern eine Lösung für die Probleme gefunden werden. Teichmüller: „Ich kann mir schwer vorstellen, daß es eine bremische oder eine mecklenburgische Lösung gibt.“

Die Vulkan-Belegschaften wollen am Freitag während der Arbeitszeit an allen Unternehmens-Standorten für die Zukunft ihrer Arbeitsplätze demonstrieren. Der Protest soll sich dabei aber weder gegen die eigene Konzernführung noch gegen die Landesregierungen richten. Schönberger: „Die Banken sind am Zuge, die haben uns im Würgegriff.“ In Bremen soll der Protest deshalb auch nicht auf dem Marktplatz stattfinden – „da geht man hin, wenn man vom Senat was will“ –, sondern auf dem Domshof direkt vor der Commerzbank-Filiale. Ase