■ Querspalte
: Blitz in Hirn nix gut!

Vor einigen Wochen erfuhr ich, in Australien würde eine Bank für Homosexuelle gegründet. Schau an, dachte ich, es sind wohl die Praktiken des konventionellen Zahlungsverkehrs eine demütigende Angelegenheit für die Geldboten vom anderen Nachttresor (dies, damit der Leser erfühlt, daß nicht jedes Synonym einer Wortwiederholung vorzuziehen ist). Bestimmt bekommen Schwule dort keinen Dispo, und wenn, dann nur Dollars mit Kopien von toten alten Männern drauf. Dann stehen vielleicht noch an jeder Ecke diese höhnischen, alle miesen Klischees bedienenden Schilder „Diskretion – bitte Abstand halten!“ herum, meine Güte, so etwas muß man sich doch nicht mehr antun heutzutage, da Tempo schon fragt: „Werden wir alle schwul?“

Genausowenig, wie in hiesigen Tanzgaststätten immer weniger homosexuelle Frauen hinzunehmen bereit sind, daß der Wein irgendwie nach „Kerl“ schmeckt, nach langen Unterhosen oder nach Unterarmachselspray „Axe moschus“ gar. Doch auch diesen Frauen wird geholfen. Mit dem Wein „Corange“, bei dem – laut Spiegel, „von Lese bis zum Verkorken alles in Lesbenhand“ liegt. Und die Winzerin Elke Engelhorn korkt nach: „Daß es jetzt Lesbenwein gibt, zeigt, wie wichtig das Thema Homosexualität ist, und daß niemand Angst haben muß, sich auch am Arbeitsplatz zu outen.“

Hoho! Daß Frau Elke dann auch noch hinterherkeltert, diese Idee sei ihr als „ein Stück Lesbenpolitik“ „wie ein Blitz ins Hirn“ gefahren, gäbe Gelegenheit, fässerweise obergärigen machismo über sie auszugießen. Aber da kann doch die Weintraube nichts für!

Das ist bestimmt ein netter Tropfen, vor allem, wenn sich zehn Heteromänner (sagt man so?) vierzig selbstredend immer bereite Heterofrauen schnappen (!), sich mit „Corange“ bis unter die Traufe bedieseln und in so einen richtig miesen Partnerclub walzen (so einer, wo Frauen voll total entwürdigt werden), dort übelst losmachen und zwischendurch noch eine Pulle knacken und dann wieder und wieder ... André Mielke