Betrunkene Polizisten mißhandelten Punks

■ Beamte waren in Zivil auf einem Volksfest unterwegs. Zu Geldstrafen verurteilt

Kempten (taz) – Zwei Polizeibeamte aus Sonthofen im Allgäu wurden vom Amtsgericht Kempten wegen einer rabiaten Schlägerei zu je 100 Tagessätzen – umgerechnet 7.000 und 8.000 Mark – verurteilt. Nach einem privaten Volksfestbesuch hatten die beiden in einer Sonthofener Parkanlage drei Punks ganz erheblich verletzt und mißhandelt.

Die Strafe war nur deshalb relativ niedrig ausgefallen, weil die beiden Verurteilten in ihrer Freizeit und in Zivil „aktiv“ wurden. Es handelt sich um einen 22jährigen Bereitschaftspolizisten und seinen 42jährigen Vater – ebenfalls Polizist. Der 42jährige war so betrunken, von über 3 Promille Alkohol im Blut war die Rede, daß er nur wegen fahrlässigem Vollrauschs verurteilt werden konnte. Der Sohn – 1,8 Promille – wurde wegen gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen schuldig gesprochen. Das Gericht glaubte den drei Punks mehr als den beschuldigten Beamten. Die Jugendlichen hatten glaubhaft dargelegt, daß die zwei Polizisten zwei der jungen Männer überwältigten und sie mit ihren Gürteln fesselten. Dann zogen sie ihnen das Hemd über den Kopf und ritzten ihnen mit einem Messer oder einer Glasscherbe ein Kreuz in den nackten Rücken. Einer der Jugendlichen konnte

flüchten.

Die Polizisten hatten angegeben, sie seien von den jungen Männern als „Bullenschweine“ beschimpft worden. Aus dem Versuch heraus, die Jugendlichen, die der Polizei bekannt waren, zur Rede zu stellen, habe sich dann eine Schlägerei entwickelt. Der ältere der beiden Angeklagten gab aber schließlich zu, daß er nach Dienstschluß auf dem Volksfest ganz erhebliche Mengen Alkohol konsumiert habe.

Daß die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft ohne Ansehen der Person ermittelten, erboste ganz offensichtlich die Angeklagten, die sich vor Gericht über die überzogene Reaktion ihrer Kollegen beklagten. Gegen die Beamten wurde laut Polizeipräsidium Schwaben ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Klaus Wittmann