Imaginäre Folklore

■ Morgen im KITO: Das „Trio Clusone“ plus Dave Douglas, eine der aufregendsten zeitgenössischen Jazzformationen

Han Bennink (dr), Ernst Reijseger (cello) und Michael Moore (as,cl) sind nicht nur virtuose Instrumentalisten. Alle drei sind auch Musiker, die sich stilsicher in den verschiedensten musikalischen Zusammenhängen bewegen und sich einen Namen als ideenreiche Improvisatoren gemacht haben. Seit 1988 spielen sie im Trio Clusone zusammen und werden von der Kritik als eine der aufregendsten zeitgenössischen Jazzformationen gefeiert. Zu recht! Morgen gastiert das wunderbare Trio im „Kito“ zu Vegesack.

Das traumhaft aufeinander eingespielte Trio bietet eine furiose Kombination von leidenschaftlichen Improvisationen und den melodischen Bruchstücken einer „imaginären Folklore“. Bennink entfesselt einen clownesken rhythmischen Budenzauber, während Reijseger sein Cello zwischen schön und schräg taumeln läßt. Manchmal verwandelt er das Instrument, übers Knie gelegt, in eine Gitarre, um es einen Augenblick später wie einen Kontrabaß tönen zu lassen. Dazu liefert Moore feine Melodielinien, die plötzlich in eruptiven Ausbrüchen zerbersten.

Die drei Musiker agieren mit überschäumender Spiellust, bringen jedes Thema ins Wanken. In ihrem Programm greifen sie unterschiedliche Jazz-Traditionen auf (von Ellington bis Free), verknüpfen diese mit Schlagern, volksmusikalischen Melodien und aufregend dichten Improvisationen. In letzter Zeit hat sich das Trio ausgiebig mit den Kompositionen Irving Berlins auseinandergesetzt.

Mit dem großartigen Trompeter Dave Douglas bringt das Trio Clusone einen musikalisch gleichgesinnten Gast mit. Douglas war in letzter Zeit häufiger in Bremen zu hören, u.a. in John Zorns Gruppe „Masada“ und mit seinem eigenen Sextett. Auch er bewegt sich souverän in unterschiedlichsten Stilen, bläst mal warme, weiche Linien, die er im nächsten Moment durch furiose Highnote-Attacken verschreckt. Arnaud

Freitag, 9.2., um 20 Uhr im KITO, Alte Hafenstr. 30