: Service durch flexible Arbeitszeit
■ Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) eröffnet Arbeitszeitkonten für ihre Beschäftigten. Bürgerservice auch abends möglich. Andere Behörden sollen folgen. Männer verweigern Teilzeitmodell
Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) gestaltet seit Jahresbeginn die Bürozeiten in ihrer Behörde flexibler: Ihre MitarbeiterInnen sitzen, sofern sie wollen, neuerdings auch samstags am Schreibtisch.
„Wir können bei Dienstschluß den Griffel nicht einfach fallen lassen, wenn Auszahlungen anstehen“, begründete Personalrätin Petra Pawelec die Ausdehnung der Arbeitszeiten in den Abend und ins Wochenende hinein. Das Pilotprojekt, das in Behörden mehr Teilzeitarbeit und flexiblere Dienststunden ermöglicht, hat die Personalrätin mit der Arbeitssenatorin vereinbart. „Dieses Modell kann jede Verwaltung anwenden“, erklärte gestern Bergmann.
Dabei hatte die Arbeitssenatorin die Samstagsarbeit eigentlich gar nicht antasten wollen. Aber die Beschäftigten selbst hätten diese „heilige Kuh“ geschlachtet. Sie wollten auch an diesem Tag mal am Amtstisch sitzen. Die neuen Arbeitsmodelle nehmen die Angestellten „sehr positiv“ auf, meinte Personalrätin Pawelec.
Die 424 Beschäftigten der Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen haben seit Anfang des Jahres die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit freier zu bestimmen. Die Kernzeit, in der Anwesenheitspflicht herrscht, dauert nur noch von 10 bis 14 Uhr. (Bisher 9 bis 15 Uhr) Frühaufsteher können aber auch schon um 6 Uhr anfangen.
Wer Nachtarbeiter ist, kann seine Dienstzeit jetzt sogar bis 20 Uhr am Abend ausdehnen. Senatorin Bergmann gestand gestern ein, daß das neue Modell mehr Koordination erfordert. Jedes Referat müsse besetzt sein, sagte sie, „die Arbeit darf nicht unter der Flexibilität leiden“.
Für die BürgerInnen brächte das Zeitkonto, auf dem sich höchstens 46 Überstunden pro Monat anhäufen dürfen, erweiterten Service. Christine Bergmann hat die Öffnungszeiten ihres Ministeriums an die der Arbeitsämter angeglichen. Das ermögliche Spätsprechstunden, donnerstags bis 18 Uhr.
Mit der neuen Dienstvereinbarung will die Arbeitssenatorin auch eine Teilzeitoffensive starten. Durch weniger arbeiten soll mehr Arbeit entstehen. Bergmann gestand freilich ein, daß der Beschäftigungsschub durch „dieses furchtbare Haushaltsproblem“ aufgefressen werde. Die freiwerdenden Stellen würden zwar in einem Stellenpool gesammelt, über die der Personalrat Mitsprache habe. Aber solange die Einstellungssperre gelte, könne dies nicht beschäftigungswirksam werden.
Ihren MitarbeiterInnen will die Arbeitsenatorin die partielle Beschäftigung durch „Teilzeit auf Probe“ schmackhaft machen. Bislang arbeiten 59 der 424 Senatsbeschäftigten in der Storkower Straße auf Teilzeitstellen. Davon sind allerdings nur 6 Männer – die Mehrheit ihrer Geschlechtsgenossen verweigert bislang das Teilzeitmodell. Bergmann hofft nun, daß sich auch Männer verstärkt für dieses Modell erwärmen. Eine Bilanz will die Senatorin in einem halben Jahr ziehen. cif
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