Das Portrait
: Iraks Einzelkämpfer

■ Abdul Sattar Abdul Dschabbar

Seinen sportlichen Höhepunkt hatte er 1993: Damals gewann der Fußballclub der irakischen Luftfahrtgesellschaft die Landesmeisterschaft – mit Abdul Sattar Abdul Dschabbar als Mittelstürmer. Der politische Erfolg steht noch aus: Der 27jährige reist um die Welt und kämpft gegen das nach der Kuwait- Invasion über Irak verhängte Embargo.

Abdul Sattar Abdul Dschabbar stürmt gegen das UN- Embargo Foto: T. Dreger

„Es ist meine Pflicht, die Stimme der leidenden irakischen Bevölkerung in die Welt zu tragen“, erläutert er seine Motivation. Saddam Hussein müßte von der Mission begeistert sein – aber der Fußballer behauptet, ohne Auftrag unterwegs zu sein.

„Ich appelliere an die Welt, das Embargo zu lindern. Millionen Iraker haben nicht genug Essen und Medikamente. Kinder sterben an Unterernährung“, faßt Abdul Sattar seine Botschaft zusammen. Schließlich sei auch seine eigene Familie betroffen. Eltern und sieben Geschwister hielten sich mit staatlichen Lebensmittelrationen kaum über Wasser.

Vor drei Jahren hat sich Abdul Sattar auf den Weg gemacht. Eine seiner ersten Stationen war Qatar. Eine glückliche Wahl: Erst schenkte ihm der dortige Außenminister 3.000 US-Dollar, dann sammelten Bewohner des Golfemirats noch einmal die gleiche Summe – genug zum Weiterreisen. In Europa wendet sich Abdul Sattar an arabische Migranten. Sie versorgen ihn mit Geld und manchmal mit einem Ticket. 20 Staaten hat der Iraker so schon besucht – nicht immer mit Glück. Als er sich durch die Wüste vom Sudan nach Libyen quälte, machten sich Räuber mit seinem Geld aus dem Staub – unbeeindruckt von seiner hehren Mission.

„Ich verstehe nichts von Politik“, sagt Abdul Sattar über sich. Von den meisten Ländern, die er besuchte, kannte er zuvor nur die Namen der Fußballmannschaften. Obwohl er kein Wort Deutsch spricht, geht ihm der Name „Beckenbauer“ akzentfrei über die Lippen. Dennoch hat er eine politische Message – eine recht simple: „Schuld an dem Leiden der irakischen Bevölkerung ist Amerika.“ Saddam Hussein dagegen treffe keine Schuld. „99 Prozent der Iraker stehen hinter Saddam“, beteuert er. Kein Wunder: Irgendwann will Abdul Sattar wieder nach Hause, und es spricht wenig dafür, daß Saddam Hussein dann nicht mehr an der Macht ist. Der Fußballer will erst wieder nach Bagdad zurück, wenn er keine Unterstützer mehr findet. Derzeit ist er auf dem Weg nach Skandinavien. Thomas Dreger