US-Vorwahl mit Frühstart

■ Die Republikaner-Basis in Louisiana will einen Rechtsaußen als Präsidenten

Washington (taz) – Es ist neuerdings schwierig, den Beginn der US-Vorwahlen zu bestimmen. Traditionell obliegt es den Bundesstaaten Iowa und New Hamsphire, das Rennen der Kandidaten um die Nominierung ihrer Partei zu eröffnen. Doch die Gier nach Scheinwerferlicht und damit verbundenen Einnahmen aus dem Fremdenverkehr bewog dieses Jahr Louisiana, sich vorzudrängeln. Am Dienstag wurden hier die ersten 21 von 1.984 Delegierten bestimmt, die im August den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner küren sollen. Um die Basis in Iowa und New Hampshire nicht zu verärgern, blieben die meisten Aspiranten den Vorwahlen in Louisiana fern und überließen das Feld den beiden prominentesten Rechtsaußen: dem Fernsehkommentator Pat Buchanan und dem texanischen Senator Phil Gramm. Letzterer war lange als gefährlichster Konkurrent der Parteirechten für den als moderat geltenden Bob Dole gehandelt worden. Doch am Dienstag mußte Gramm eine deutliche Niederlage hinnehmen. Buchanan gewann zwölf von 21 Sitzen. Seine Opposition gegen Immigranten, Freihandel, Abtreibung und Steuern erschien den Republikanern authentischer als Gramms Anti-Staat-Programm.

Daß der ehemalige CNN-Kommentator die für die Nominierung notwendigen 993 Delegiertenstimmen zusammenbekommt, glaubt niemand. Doch mit seinem Sieg in Louisiana dürfte sich Buchanan als die Stimme der christlichen Rechten herauskristallisieren. Phil Gramm wird sich unterdessen den Kopf darüber zerbrechen, warum seine Wahlkampagne nie die erwartete Resonanz gefunden hat. An der Spendenbereitschaft seiner Anhänger kann es nicht gelegen haben: 1995 kassierte Gramm über 4,5 Millionen Dollar Wahlkampfspenden. In Iowa, wo am kommenden Montag die erste „richtige“ Vorwahl abgehalten wird, dürfte ihm das noch weniger nützen als in Louisiana. Am Montag trifft er auf Steve Forbes, der seinen Wahlkampf mit rund 20 Millionen Dollar finanziert, und auf Bob Dole, dem inoffiellen Meister im Spendensammeln. Bill Clinton kann sein Geld sparen: In der demokratischen Partei gibt es keinen Gegenkandidaten. Andrea Böhm