Amtshilfe für Pohlmann?

■ Grüne: Der Hühnerbaron Pohlmann wurde von den Behörden gedeckt

Hannover (taz) – Die Aufsichtsbehörden haben nach Ansicht der niedersächsischen Grünen das kriminelle Treiben des nunmehr inhaftierten Hühnerbarons Anton Pohlmann gedeckt. Wie die Grünen-Landesvorsitzende Meta Janssen-Kucz gestern in Hannover erklärte, seien etwa die zuständigen Veterinärbehörden schon im Herbst vergangenen Jahres darüber informiert worden, daß Pohlmann das als Tierarznei keineswegs zugelassene Desinfektionsmittel dem Futter seiner Hennen beigemischt habe. Ein Mitarbeiter von Pohlmann habe sogar Futterproben, die Virkon S enthielten, dem Kreisveterinäramt Osnabrück zur Analyse übergeben.

„Das Veterinäramt reagierte überhaupt nicht“, erklärte gestern der agrarpolitische Sprecher der Landtagsgrünen Erich von Hofe. Außerdem hätten die Veterinärbehörden bei den immer vorher bekannten Kontrollen der Ställe nur die vorderen Käfige in Augenschein genommen. Weiter hinten in den langen Reihen seien aber statt der erlaubten fünf oft sieben bis neun Hennen pro Käfig eingepfercht gewesen. Dem niedersächsischen Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke warf der Grünen-Abgeordnete vor, er habe sich von Pohlmann auf der Nase rumtanzen lassen. Funke hatte im vergangenen Jahr ein Verfahren gegen Pohlmann wegen des qualvollen Hitzetodes von 60.000 Hennen eingestellt, nachdem der Hühnerbaron auf das Recht, Tiere zu halten, von sich aus verzichtet und die Einstellung eines Tierschutzbeauftragten zugesichert hatte. Nicht nur sei dieser Tierschutzbeauftragte nie eingestellt worden, kritisierte von Hofe, Pohlmann sei auch eindeutig weiter Tierhalter geblieben. So hätten die Vernehmungen der Oldenburger Staatsanwaltschaft inzwischen ergeben, daß Pohlmann selbst das Besprühen von insgesamt 5 Millionen Hennen mit Nikotin angeordnet und zum Teil auf persönlich überwacht habe. Jürgen Voges