: Ein Meer von Lärm?
■ Eltern klagen gegen die „Verläßliche Halbtagsgrundschule“
Vor zwei Tagen noch stellte Schulsenatorin Rosemarie Raab ihren Schulgesetzentwurf für mehr Mitbestimmung von Eltern und SchülerInnen vor. Gestern holte sie die Vergangenheit wieder ein: Gegen die „Zwangseinführung“ der „Verläßlichen Halbtagsgrundschule“ und die schlechte Ausstattung der Schulen will eine Initiative aus rund 100 Eltern vor dem Verfassungsgericht klagen. „Es muß allen Eltern selbst überlassen bleiben, welche Form der Betreuung sie für ihre Kinder wählen“, erklärte Ini-Mitglied Elisabeth von Spee. Dem Vorwurf, eine solche Forderung könnten nur Familien aus Othmarschen oder aus den Elbvororten stellen, hielt sie entgegen, daß sich der Klage auch Eltern aus Lurup angeschlossen hätten.
Auch die SchulexpertInnen der GAL, Kurt Edler, und der CDU, Ingeborg Knipper, bekräftigten gestern ihre Forderung nach Freiwilligkeit. Denn, so Edler, jede Woche erreichten ihn zwei bis drei Briefe mit Darstellungen, die die schlimmsten GAL-Befürchtungen überträfen. Die Erhöhung auf 23 Wochenstunden für die ersten und zweiten Klassen im vergangenen Herbst strapaziere die Kinder psychisch: „Kinder, die sonst nachmittags mit Freunden spielten, wollen jetzt nur noch alleine zuhause bleiben, weil sie den ganzen Vormittag in engen Räumen in ein Meer von Lärm und Streß getaucht sind“.
Vorangetrieben wird der Protest von Eltern der Grundschule Klein Flottbeker Weg, weil es für die 28 SchülerInnen pro Klasse keine Ausweichräume gebe. Dort macht der Elternrat mit LehrerInnen und der Schulleitung die Stundenpläne für die Erstkläßler jetzt selbst.
Viel Lärm um nichts, meint dagegen die Schulbehörde. Der Grundschule stünden neben den zwölf Klassenräumen zwei Differenzierungsräume, ein Pavillon mit einem Sachkunde- und einem Musikraum sowie ein Mehrzweckraum zur Verfügung. Und warum diese Ungeduld? Bis die Schule im August 1997 „Verläßliche Halbtagsgrundschule“ werde, seien noch eineinhalb Jahre Zeit, in denen noch zwei Klassenräume und sechs Gruppenräume entstehen sollen.
Die Eltern kündigten weitere Kampagnen an. Infos unter Telefon 43197230. Patricia Faller
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