Mit Besetzungen gegen die Studiengebühr

■ Religionswissenschaftler besetzen ihr Institut. Streik an vier FU-Fachbereichen. FU-Präsident Gerlach verweigerte die Annahme des „Goldenen Hamsterrades“

Aus Protest gegen die Einführung von Studiengebühren haben gestern Studierende der Religions- und Islamwissenschaften ihr Institut in Dahlem besetzt. „Die Seminare werden erfolgreich bestreikt“, erklärte eine Studentin. Auch bei den Ethnologen und Germanisten der Freien Universität (FU) fallen Seminare und Vorlesungen vorerst aus. Die Besetzer des Otto-Suhr-Institutes für Politikwissenschaft (OSI) wurden am Donnerstag morgen geräumt. Sie haben vor dem Gebäude einen Info-Stand eingerichtet. Bereits seit zwei Wochen ist das Lateinamerika-Institut besetzt.

Die neue Protestwelle wurde durch Gerüchte ausgelöst, wonach die Hochschulrektorenkonferenz am kommenden Dienstag über die Einführung der Studiengebühren von tausend Mark pro Semester beschließen will. Doch das Thema steht bei der Sitzung am Dienstag gar nicht auf der Tagesordnung, erklärte die Sprecherin der Hochschulrektorenkonferenz. Über die Einführung von Studiengebühren werde noch beraten. Mit einer Entscheidung sei voraussichtlich im Sommer zu rechnen.

Die Proteste der Studierenden richten sich aber auch gegen die Pläne von Zukunftsminister Rüttgers (CDU), für den Darlehensanteil beim Bafög bankübliche Zinsen einzuführen. Auch der Sparkurs des Berliner Senats, der den Hochschuletat um fünfzehn Prozent kürzen will, löst Unmut aus. Die Mobilisierung der Studierenden gestaltet sich allerdings schwierig.

„Die Studiengebühr will natürlich niemand zahlen, aber die wenigstens beteiligen sich an Aktionen,“ erklärte eine OSI-Studentin. „Es herrscht allgemeine Lethargie“, klagte eine Religionswissenschaftlerin. „Offenbar können es sich die meisten nicht vorstellen, daß die Studiengebühren schon zum Wintersemester eingeführt werden könnten.“

An der Technischen Universität (TU) ist es vergleichsweise ruhig. Im Foyer des Mathematik-Gebäudes soll heute ein Trauer-Café eingerichtet werden. Außerdem sei eine Überraschungsaktion geplant, hieß es aus dem Allgemeinen Studentenausschuß (Asta).

Am Mittwoch waren rund 300 StudentInnen über den Campus der FU gezogen. Etwa 60 beteiligten sich am Abend an der Besetzung des Otto-Suhr-Institutes, die am Donnerstag morgen vom Hausmeister beendet wurde. „Der war ziemlich aggressiv“, berichtete die OSI-Studentin. „Wenn wir das Gebäude nicht verlassen hätten, wäre es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen.“

Zu einer Rangelei kam es gestern auch, als OSI-Studierende dem FU-Präsidenten Johann Gerlach das „Goldene Hamsterrad“ überreichen wollten. Gerlach hielt einem taz-Fotografen die Kamera zu, weil er nicht mit dem Hamsterrad abgelichtet werden wollte. Schließlich nahm FU-Vizepräsident Väth das hübsche Stück in Empfang. Die Studierenden kritisierten Gerlachs „Hinhaltetaktik“ bei der Einrichtung einer Frauenprofessur am OSI, insbesondere seine „außerordentlich fortschrittliche Rhetorik bei unbeweglicher Praxis in der Förderung von Frauen und feministischer Wissenschaft“. Der Fachbereichsrat des OSI sowie der Akademische Senat hatten die Einrichtung einer Frauenprofessur beschlossen. Die Studierenden werfen Gerlach vor, dies zu blockieren. win