Koschnick läßt sich von kroatischen Angreifern nicht vertreiben

■ Der EU-Administrator von Mostar steht zu seiner Politik der Zusammenführung der herzegowinischen Stadt

Mostar (taz) – „Ich werde vorerst im Amt bleiben“, hat der EU- Administrator von Mostar, Hans Koschnick, gestern auf einer Pressekonferenz bekräftigt. Nur die Europäische Union könnte ihn dazu bewegen, zurückzutreten, nicht jedoch die kroatische Seite in der Stadt. Der Bürgermeister des kroatischen Westteils der Stadt, Mijo Brajković, hatte unmißverständlich klargestellt, daß die kroatische Seite nicht mehr mit der EU- Adminstration zusammenarbeiten werde. „Die Mission von Hans Koschnick und der EU-Administration ist bedendet“, sagte er, schränkte jedoch ein, „bis Herr Koschnick seine Entscheidung über die künftige Struktur der Stadt revidiert.“

Koschnick erklärte dagegen, die kroatische Seite habe in Dayton und danach allen Vorschlägen zur Entwicklung der Stadt zugestimmt, auch der Gründung von sechs Munizipalitäten und einer zentralen Zone, die von beiden Seiten gemeinsam verwaltet werden sollte. Er, Koschnick, habe lediglich ausgeführt, was vorher in langen Prozessen entwickelt worden sei. Er habe für seine Politik der Zusammenführung der beiden Stadthälften zudem die Rückendeckung der EU, der USA und der Nato. „Ich will keine geteilten Städte.“ Eine konkrete Maßnahme zur Lösung des Konflikts konnte er jedoch nicht angeben. Nach wie vor soll keine Entscheidung erzwungen werden.

Die Demonstrationen gegen Hans Koschnick am Mittwoch waren gelenkt und vorbereitet. Der Schweizer Hans Birchler, Mitarbeiter des Stabes und einer der Väter des Vorschlages zur Bezirksaufteilung der Stadt, erklärte: „Schon vor Beendigung der Pressekonferenz, auf der Hans Koschnick den Plan vortrug, gingen Faxe bei uns ein, die Absagen von kroatischen Firmen enthielten. Diese Firmen stellten ihre Zusammenarbeit mit der Administration ein.“ Schüler seien aus dem Unterricht zur EU-Administration geführt worden, um dort zu demonstrieren, Veteranenverbände seien vorher mobilisiert worden, bestätigte ein anderer Mitarbeiter.

Seinen Angreifern vom Mittwoch stand Koschnick schutzlos gegenüber. Nicht nur, daß sein – allerdings kugelsicheres – Auto über eine Stunde lang umringt blieb, daß Kriegsveteranen sich nicht scheuten, mit ihren Holzbeinen auf das Autodach zu schlagen, daß Hunderte von Schülern mobilisiert waren, um in der Eingangshalle des Hotels Ero patriotische Lieder – unter ihnen Lieder der Ustascha – zu singen. Auf seine Leibwächter wurden sogar Schüsse abgegeben. Doch sowohl die Polizei der Westeuropäischen Union als auch die Ifor-Truppen ließen Koschnick im Stich.

Die Polizisten erklärten, es entspräche nicht ihrem Mandat, in eine solche Auseinandersetzung einzugreifen. Und auch die Ifor- Truppen hielten sich nicht für zuständig, sei doch ein Eingreifen bei Konflikten innerhalb der muslimisch-kroatischen Föderation nicht vom Dayton-Abkommen abgedeckt. Dagegen kritisierte der Pressesprecher der EU-Administration, Dragan Gasic, diese Inaktivität scharf. Erst zwei Stunden nach Anforderung seien spanische Ifor-Truppen erschienen, und dann auch nur mit einem Panzerwagen.

Birchler wehrte sich zudem gegen den kroatischen Vorwurf, die gemeinsam zu verwaltende Zone sei ein eigenständiger Bezirk, der an die Muslime gegeben worden sei, denn diese hätten in dem Bezirk die Mehrheit. Dieses Gebiet sei eine Zone, die von dem gemeinsam gewählten Bürgermeister und Stadtrat der ganzen Stadt verwaltet werden würde. „Sie suchen jeden Anlaß, um die Bildung einer gemeinsamen Stadtverwaltung zu sabotieren.“ Erich Rathfelder