Hundert virtuose Geräusche

■ Monty Arnolds neues Programm in der SchlapplacHHalde

Was macht er eigentlich da oben, auf der kleinen Bühne, der Herr Arnold? Kabarett ist es kaum, auch kein Musikkabarett, obwohl heftigst gesungen wird. Am ehesten noch „Hörspiel mit visuellen Spaßelementen“, und an die späten Stummfilmvertonungen eines Herrn Hüsch – also die wunderbaren „Dick und Doofs“ aus Kindertagen – erinnert es sowieso.

Er sitzt also auf dem Barhocker, der Herr Arnold, und ist der Reporter des TV-Magazins „Das Heim der Künstlerin“, zu Besuch bei der ergrauten Diva Mrs. Helen Welenmelon, die er natürlich auch zum besten gibt: Selten ist jemand zu erleben, der bei vollem Verstand so perfekt mit sich selbst dialogisiert.

Mrs. Welenmelon ist nämlich eher schwatzhaft und erzählt gern Szenen aus ihrer langen und bewegten Vergangenheit. Also erfahren wir von den ersten Gehversuchen am Broadway („Jahrelang ging ich dort auf und ab, genützt hat es nichts!“), dem Start in Hollywood, der Zeit in London, der Phase als „Bordunterhalterin“ auf einem Kreuzfahrtschiff und der späten Weihe als Synchronsprecherin für Popeyes Olivia.

Und Monty Arnold gibt sie uns alle, mit Inbrunst und Virtuosität. Doch nicht nur seine Imitatorenfähigkeit trägt den Abend, auch die Dialoge, die er sich schreibt und in denen er die tausend kleinen und großen Anhaltspunkte, Details und Szenen aus der Geschichte von Film und Fernsehen einfließen läßt, die dieser Mann mit enzyklopädischen Wissen gesammelt hat. Er kennt die Kleinigkeiten, über die der Unbeleckte beim Sehen eines Kinoklassikers leicht wegsieht, und er arbeitet geschickt mit ihnen. Ob er nun Hitchcocks Der Mann der zuviel wußte nachspielt oder den ewigen Assistenten Fritz Wepper und seinen Derrick bös imitiert, Ilona Christen definiert oder wie die selige Cathy Berberian den Beatles-Song „Ticket to Ride“ als Opernarie gibt – dieser Mann kennt die Höhen und Tiefen der Film- und Funkkultur und verwurstet sie auf intelligente und witzige Weise.

Vielleicht eignet sich sein neues Programm weniger zum brüllenden Lachen als vorherige – schon weil die Referenzen vielen Zuschauern weniger bekannt sind, als die Fernsehserien der letzten zwanzig Jahre, bei denen er sich zuletzt bediente. Doch spätestens bei Ilona Christen und, verstärkt, bei den Zugaben gab es reihenweise Lachkrämpfe, die selbst den Meister kurz aus dem Gleichgewicht zu werfen drohten. Schon um Montys Neu-Interpretation des Dürrenmatt-Klassikers Es geschah am hellichten Tag mit Rühmann und Fröbe zu sehen, sollte also am Applaus nicht gespart werden!

Thomas Plaichinger