Blaue Engel bei Suchard

■ BUND will verstärkt Bremer Unternehmen auf Umweltschutz trimmen. Kraft Jacobs Suchard macht mit. Schon ganz gut, doch der Schokokonzern könnte noch besser

Viele BUND-Mitglieder zogen vor einigen Tagen zu den Werkstoren von Kraft Jacobs Suchard. Die Umweltschützer wollten nicht demonstrieren, sondern das Werk besichtigen:

Vor fünf Jahren entschied sich die Kaffee- und Süßwarenfirma, ihr Werk, ihre Produktion und den gesamten Vertrieb nach Umweltgesichtspunkten zu überprüfen und dementsprechend Verbesserungen einzuleiten. Ein erster Umweltbericht wurde damals sogar zur Begutachtung an den BUND Bremen geschickt. Die Ziele, die sich das Unternehmen bis zum Jahre 2005 gesteckt hat, entsprechen in etwa den Festlegungen der Umweltkonferenz von Rio: Man will 30 Prozent weniger Energie und 20 Prozent weniger Wasser verbrauchen, der Verpackungsmüll soll um 15 Prozent verringert, und der Transport der Waren vermehrt auf die Schienen verlegt werden.

Die Zusammenarbeit mit dem BUND wurde vom Großunternehmen selbst initiiert. „Wir setzen uns dadurch freiwillig dem öffentlichen Druck aus“, erklärt Jacobs-Sprecher Heiko Richert. Aber der Umweltschutz liege nicht nur im Interesse der VerbraucherInnen. Auch das junge Management und die rund 5.800 MitarbeiterInnen des Konzerns, der einen jährlichen Umsatz von ca. 4,5 Milliarden Mark aufweist, zeigten ausgesprochene Offenheit für die Umweltproblematik.

Allerdings, erklärt Jacobs-Stratege Richert, passen Marktwirtschaft und Umweltschutz nicht unbedingt von vornherein zusammen. So wurde in den letzten fünf Jahren beispielsweise viel Aluminium bei den Kaffeepackungen eingespart. Neue Produkte, wie etwa die einzelportionierten Cappuccinotüten, haben den Aluminiumverbrauch jedoch wieder erhöht. Auch die superleichten Pralinen verursachen pro Tonnengewicht verhältnismäßig viel Müll. Gerade diese neuen Produkten aber seien sehr beliebt, weiß Richert.

Auch der Ruf vom BUND nach Mehrweggläsern für Kaffee verhallt mit dem Verweis auf Unwirtschaftlichkeit in den Fluren der Bremer Konzernzentrale. Andererseits hat diese ihren Sitz in einem Gebäude, das zumindest teilweise ökologischen Vorgaben entspricht. Zwar kann der Anbau (siehe Foto) nicht als Niedrigenergiehaus bezeichnet werden, aber er ist wärmegedämmt, die Heizungs- und Lüftungstechnik energiesparend.

Die beiden ungleichen Partner gehen sehr vorsichtig miteinander um. Es dauerte einige Zeit, bis Berührungsängste und Vorbehalte zwischen Wirtschaftsunternehmen und Umweltverband abgebaut werden konnten.

Genauso vorsichtig, aber bestimmt, stellt der BUND Forderungen. Kritisiert wird die Einkaufspolitik von Jacobs. Der Konzern habe sich stets gegen das 1989 geschlossene, und später durch Brasilien gekippte Kaffeeabkommen gesträubt, der den Erzeugerländern Mindestpreise garantierte. Eine Forderung des BUND ist nun, das Abkommen wieder aufleben zu lassen.

„Immerhin verkauft Jacobs an die 30 Prozent des Gesamtkaffees in Deutschland, und kann jetzt Flagge zeigen“, meint Georg Wietschorke vom BUND. „Uns ist beim Einkauf die Qualität wichtig. Die Preise bestimmt der Weltmarkt“, erwidert Richert. Die Anregungen vom BUND, sich vermehrt mit den lokalen Umweltbelastungen beim Anbau und der Situation der Erzeugerländer zu befassen, will man jetzt „in Angriff“ nehmen. „Für uns war dieser Bereich bislang ein weißer Fleck“, räumt Richert selbstkritisch ein.

Georg Wietschorke vom BUND zeigt sich erfreut darüber, daß „Firmen und Großunternehmen im Gegensatz zur derzeitigen Politik den Umweltschutz ernster nehmen.“ Die aufkeimende Selbstkasteiung hängt zum Teil mit der vor drei Jahren verabschiedeten „Öko-Audit“-Verordnung der EU zusammen, die Produktionsbetrieben eine freiwillige Umweltprüfung nahelegt. Außerdem trinkt sich eine umweltschonende Kaffeetasse lieber, als eine, die die Umwelt belastet, und das schafft Kundenbindung.

Der BUND will in Zukunft auch andere Unternehmen unter dem Motto „Umweltschutz in Bremer Betrieben“ zur Zusammenarbeit bewegen. Die Stahlhütte Bremen und Mercedes-Benz wurden bereits angeschrieben. Bislang ohne Reaktion. Luigi La Grotta