Hoffmanns-Tropfen

■ Hoffmanns Erzählungen im Schauspielhaus: Der SPD-Kulturpolitiker empfahl in einer Diskussionsrunde, für „mehr Akzeptanz“ beim Publikum zu trommeln

Das Publikum darf sich schon mal freuen. Es wird künftig heftig umgarnt, umworben und sonstwie bedient – wenn es nach Hilmar Hoffmann geht. Der Veteran der SPD-Kulturpolitik, heute noch als Chef der deutschen Goethe-Institute munter dabei, gab den gebeutelten Bremer Kulturschaffenden bei einer Diskussion im Theater die Losung aus: „Mehr Akzeptanz“.

Will meinen: mehr Zuspruch fürs Theater – dann werde auch die Kultur die ökonomische Krise überstehen und dabei sogar gewinnen.

„Lobbyarbeit“ sei angesagt, nicht jammern über fehlendes Haushaltsgeld. Eine Arbeit, die die Kulturtreibenden selbst leisten müßten. Aber so einfach wollten die Bremer ihren Senat dann doch nicht aus der kulturellen Verantwortung entlassen. Das Schlußwort sprach das Publikum selbst: „Für Akzeptanz müssen auch die Kulturpolitiker streiten!“

Doch die Politiker gilt es erst einmal mit künstlerischer Qualität zu überzeugen, so Hoffmanns Empfehlungen. Die ewig alte Frage: „Wozu das Theater?“ müsse so überzeugend beantwortet werden, „daß sich Politiker und Wähler an die Spitze des Theaters stellen.“

Aber nicht allein künstlerische, sondern auch die sinnstiftende Qualität von Kultur will Hoffmann vermittelt wissen. Da lugte in seinem Beitrag doch noch das 70er-Jahre-Modell einer „Kultur für alle“ hervor. Der pädagogische, mithin schwer beschützende Gestus, den Hoffmann jahrelang übte – er soll auch noch um die Jahrtausendwende als Motor des Kulturbetriebs dienen. Schillers ästhetische Erziehung, die Notwendigkeit von musischer Bildung: All das müßten die Kulturmenschen zu Nutz und Frommen der Massen propagieren. „Trotz Fernsehen und Internet“. Womit die bequemsten Feindbilder genannt waren.

Denn gegen die kulturlosen Produkte der Kulturindustrie gilt es, so die Botschaft, jene gute, wahre, schöne Kultur zu setzen, die „als Ferment von Lebensqualität“ diene. Das muß man den Arbeitslosen, die „das Gespenst der Nutzlosigkeit“ vor Augen hätten, nur mal klarmachen.

Darauf konnte man sich einigen. Schließlich kann „mehr Akzeptanz“ so oder so ausgelegt werden – als „mehr Identifikation“ der Bürger mit ihrer Kultur, als „mehr Populismus“, oder bloß als „mehr alles Mögliche“, Hauptsache, mehr Leute machen irgendwie mit. Kein Wunder, daß auch die Kultursenatorin in diesen Chor einfiel. „Mir hat gut gefallen Akzeptanz und Identität“, gab Bringfriede Kahrs (SPD) ihrem Parteigenossen Hoffmann zurück.

Na also. Jetzt müsse man vielleicht nur noch den Bürgermeister ermuntern, riet Hoffmann: „Wenn sich Scherf an die Spitze des Theaters stellt ...“ Doch der, gaben die Bremer zurück, hat sich als Kopf einer neuen Kulturlobby längst disqualifiziert. „Das ist eine Rolle“, schloß Intendant Pierwoß, „die wir in Bremen noch besetzen müssen.“ tw