Sanssouci: Nachschlag
■ "So oder so gemein": das Comedy-Duo Podewitz im BKA-Zelt
Es ist stockfinster. Dann flackern plötzlich zwei Taschenlampen auf und zwei dunkle, maskierte Männer durchstöbern den Zuschauersaal des derzeit leider eiskalten BKA-Zeltes, das hier die Antikensammlung eines Museums sein soll. Die beiden Kerle machen sich auf die Suche nach dem Tresor. Statt dessen stolpern sie zunächst nur über „alte Schachteln“, einen Sekretär und einen Perser, der sich nach näherer Betrachtung als billige Auslegeware entpuppt. Am Ende finden sie den Safe, der das kostbarste Kulturgut überhaupt, nämlich den „ultimativen Witz“, enthalten soll. Doch der fällt leider hin und zerbricht. „Mist! Dann muß es eben heute abend mit unseren Flachwitzen gehen!“ Soweit zur Einleitung der Comedy-Show von Willi und Peter, die sich schlicht „Podewitz“ nennen. Diese Sache mit den Flachwitzen stellte sich dann ziemlich schnell als Understatement heraus. Im Gegenteil: Schon mit ihrer ersten Nummer – einer simulierten Sportberichterstattung – legten sie mit ausgefeilten, in einem Affenzahn vorgetragenen Wortverdrehungen los, daß der unvorbelastete Zuschauer erst einmal in der berechtigten Angst lebt, ihm könnten wichtige Pointen entgehen. Die Situation auf der Bühne beruhigte sich jedoch zum Glück auch wieder. Es folgen köstliche Verarschungen beliebter Vorabend-Gameshows, wie Ruckzuck, Jeopardy oder diese Sendung mit dem Zonk.
Eine nicht ganz unkomplizierte Geschichte aus dem Alltag über die anmaßende Aufdringlichkeit der West-Reklamefuzzis – imponierenderweise ausschließlich erzählt durch das Zitieren von mindestens 150 Schlagertiteln. Oder auch völlig schwachsinnige Gedichte und Nummern, die dem Namen der Show, die „So oder so gemein“ heißt, alle Ehre machen. Wie der Monolog über Freundschaft etwa, mit dem Fazit: Tee ist kompliziert und schmeckt scheiße! Man beachte: Meiden Sie teetrinkende Nichtraucher! Teetrinken macht unschön, blaß und rothaarig, wie man es ja bei den Engländern so trefflich beobachten kann, und Nichtraucher quälen ihre Freunde, weil sie sie immer nur auf dem kalten Balkon rauchen lassen. Wußten Sie schon, daß die meisten Raucher nicht etwa an Lungenkrebs krepieren, sondern an ihren Erkältungen, die sie sich auf den zugigen Balkonen ihrer angeblichen Freunde eingefangen haben? Klingt doch plausibel, oder? Bis zum 18. Februar bringen die Brüder Podewitz noch ihre so oder so gemeine Comedy-Show, die man sich laut Eigenwerbung „eigentlich täglich, im Schnitt jedoch etwa dreimal – und am besten mit all seinen Freunden“ anschauen sollte. Je mehr Zuschauer kommen, desto besser werde die Show, versprechen sie. Vor allem wird es dann auch wärmer im Saal. Kirsten Niemann
„Podewitz“, Mi.–So., 20 Uhr, BKA-Zelt, Potsdamer Straße
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen