Vorwurf gegen Birgenair

■ Maschinen der türkischen Fluglinie seien schrottreif gewesen. Presserat tagt

Puerto Plata/Bonn (AP) – Zwei Tage nach der Flugzeugkatastrophe in der Karibik haben die Rettungsmannschaften die Suche nach Überlebenden aufgegeben. Bis gestern wurden sterbliche Überreste von etwa der Hälfte der 189 Insassen geborgen. Noch kein Opfer konnte identifiziert werden. Die US-Küstenwache suchte mit Peilgeräten den Flugschreiber.

Leitende Mitarbeiter des Reiseveranstalters Öger Tours, der die Boeing 757 der türkischen Fluglinie Birgenair gechartert hatte, erhoben in der Hamburger Morgenpost schwere Vorwürfe gegen Birgenair. „Die Maschinen wurden bei uns oft Birgen-Schrott genannt. Ein Absturz galt aufgrund gravierender Sicherheitsmängel nur als eine Frage der Zeit“, erklärte ein Mitarbeiter in einer eidesstattlichen Versicherung.

Völlig unklar ist, wer die Unglücksmaschine gewartet hat. Der Besitzer versicherte, türkische Techniker hätten ihren perfekten Zustand vor dem Start bestätigt. Der deutschen Chartergesellschaft LTU zahle die Birgenair jährlich 3,7 Millionen Mark für die Wartung. Diese Angabe wurde von LTU jedoch strikt dementiert.

Der türkische Botschafter in Deutschland, Volkan Vural, appellierte unterdessen an die deutsche Öffentlichkeit, Birgenair und Öger Tours nicht voreilig die Schuld an dem Absturz zuzuschieben. Nach Angaben des Botschafters war die Maschine mit einer Flugtauglichkeitsbescheinigung der US-Behörden gekauft worden.

Fußball-Bundesligist Hamburger SV wird beim Bundesliga- Schlager am Sonntag gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München keine Werbung für seinen Co-Sponsor Öger Tours machen. Nach dem Flugzeugabsturz hält es der HSV „nicht für ratsam“, auf einer Anzeigetafel Werbung des Reiseunternehmens laufenzulassen.

Unterdessen kündigte der Deutsche Presserat an, sich in der nächsten Woche mit Fotos von den Opfern des Flugzeugunglücks zu befassen. Die Fotos von Schiffsdecks mit den Toten waren in verschiedenen Zeitungen abgedruckt.