Ein Vorspiel für den Klassenkampf

■ FC St. Pauli verliert 0:2 bei 1860 München / Uli Maslo sucht die Schuld beim Unparteiischen

Uli Maslo schimpfte wie ein Rohrspatz: „So eine Leistung habe ich von ihm nicht erwartet und noch nicht gesehen.“ Gemeint war der WM-Schiedsrichter Hellmut Krug, an dessen Pfiffen es gelegen haben soll, daß der FC St. Pauli beim Rückrundenstart beim TSV 1860 München mit 0:2 verlor. Werner Lorant, Trainer der Löwen, hatte indes für die harsche Kritik seines Kollegen keinerlei Verständnis. „Ich weiß nicht, was da verkehrt war.“

Vielleicht daß Hellmut Krug in der 12. Minute keinen Elfmeter für den FC St. Pauli pfiff. Der Münchner Neuzugang Matthias Hamann legte Juri Sawitschew strafstoßwürdig im 16-Meter-Raum. Hamann, der am Sonnabend seinen 28 Geburtstag feierte, sah die Entscheidung nicht als Geschenk von seiten des Schiedsrichters an, sondern als Versagen vom St. Pauli-Stürmer: „Sechs Meter vor dem Tor lasse ich mich doch auch bei einem Foul nicht mehr hinfallen. Da haue ich drauf und das Ding ist drin.“

16. Minuten später hatte St. Pauli Coach Uli Maslo wieder Grund, es dem aus Funk und Fernsehen bekannten HB-Männchen gleichzutun, und vollends in die Luft zu gehen. Nach einer eher harmlosen Attacke gegen den allerdings überagend agierenden Münchner Spielmacher Peter Nowak, sah Stefan Hanke die Gelb-Rote-Karte. St. Pauli mußte fortan zu zehnt weiter spielen.

„Krug hat meine Abwehrspieler durch frühe gelbe Karten irritiert und eingeschüchtert. Er hat uns wenig Chancen gegeben, uns zu wehren. Die gelb-rote Karte war der Gipfel und die entscheidende Situation“, ereiferte sich Maslo nach dem Spiel und spricht von einer Riesenentäuschung.

Damit hatte der Übungsleiter gar nicht einmal so unrecht. 22.000 Zuschauer (davon über 2000 aus Hamburg) sahen einen ziemlich müden Kick, bei dem Löwen-Trainer Lorant zu Recht befand, sein Team sei „läuferisch, technisch und auch kämpferisch klar die bessere Mannschaft“. Allerdings benötigten die Münchner gegen die dezimierten Hamburger erst einen Strafstoß (gerechtfertigt), um die Weichen für den Sieg zu stellen. Nach einem Foul von André Trulsen an Bernhard Winkler verwandelte der Gefoulte mit dem Pausenpfiff zur 1:0-Führung. Die endgültige Entscheidung fiel in der 58. Minute. Peter Nowak krönte vor 26.100 Zuschauern seine Leistung mit dem 2:0-Endstand. Gegen die erschreckend harmlosen Hamburger konnten es sich die Münchner sogar erlauben, in der 77. Minute einen weiteren Foulelfmeter (auch gerechtfertigt) neben das Tor zu setzen. Bernhard Winkler hatte Mitleid mit den St. Paulianern.

Die Trübsalsbekundungen bei den per Sonderzug mitgereisten St.-Pauli-Anhänger hielten sich trotz der Schlappe in Grenzen. Artig applaudierten sie ihren arg gestreßten Idolen. Ebenso höflich bedankten sich die Spieler bei den Fans, die erst am Sonntag morgen um 8 Uhr wieder in Hamburg eintrudelten. Schließlich gilt es jetzt, von einem einstellligen Tabellenplatz Abschied zu nehmen und sich mit aller Konzentration dem Abstiegskampf zu widmen, der von den Folkloristen vielleicht wieder zum Klassenkampf stilisiert wird.

kader/jmw/dpa