: Dreifacher Helnwein
■ Aufführung, Installation, Ausstellung
Gottfried Helnwein in dreifachem Wechselspiel: Werke des Wiener Künstlers sind auf dem Gelände der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg in drei verschiedenen Räumen zu sehen. Einmal auf der Bühne im Kesselhaus. Helnwein hat das Bühnenbild zu dem Stück „A und K oder ein Brudermord wiedergutgemacht“ gestaltet, das gestern Premiere hatte.
Das Bühnenbild zeigt ein Auge. Es ist das erblindete Auge des Regisseurs Gert Hof. 1966 haben dem damals 15jährigen Stasileute den Sehnerv kaputtgeschlagen, weil er eine Platte der Rolling Stones besaß. In der „Galerie im Pferdestall“ hängen „Bilder zu A und K“. Gezeigt werden 28 Fotos aus der Gerichtsmedizin mit Körperteilen von Leichen; Menschen, die gewaltsam zu Tode gekommen sind. Oder ein Bild aus diesem Jahr: die Hauptdarstellerin des Stückes, in einem rosafarbenen Kleid auf dem Boden liegend, mit verbogenen Gabeln in den Augen.
Im Innenhof der Kulturbauerei ist die Installation „Neunter November Nacht. Selektion“ aufgebaut. 14 überlebensgroße Porträts von Kindern, die weiße Schminkfarbe im Gesicht und teilweise in den Haaren haben und die sehr kalt und unmenschlich wirken. Die Bilder waren 1988 zur 50. Wiederkehr der „Reichskristallnacht“ entstanden und wurden in Köln gezeigt. Damals wurden Anschläge auf die Bilder verübt. Unbekannte hatten die meisten Bilder mit Rasierklingen zerschnitten – auf Höhe der Hälse. Helnwein hat diese Schnitte nun mit Tesakrepp geflickt. Christoph Oellers
Aufführungen noch heute und morgen, jeweils 21 Uhr. Ausstellung bis 10. März von 16 bis 21 Uhr
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