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: Und schon ist der Ford fort

„Glücksritter“, Samstag, 20.15 Uhr, RTL

„Keine Minute ohne Zock“, heißt ein ehernes Spieler-Motto, dem auch die neue RTL-Show „Glücksritter“ folgt. Endlich mal eine Sendung, bei der es keine zweiten Sieger gibt, sondern nur echte Verlierer. Und damit sie das auch merken, verabschiedet sie Ulla Kock am Brink mit einem freundlich-bestimmten „Sie sind weg vom Fenster“. Auch sonst gab sich „Glücksritter“ erstaunlich unbefangen. Gleich den Millionen echter Spielabhängiger verschwanden zwei Kandidaten schon zu Beginn für eine Stunde an die Daddelautomaten im Hinterzimmer.

Als der Flakscheinwerfer bedrohlich durch das Studio kreiste, ging es auch dem Publikum ans Ersparte. Zum Beispiel dem netten Zuschauer, der sich anfangs köstlich amüsierte, als sein Auto auf die Bühne rollte. Wenig später war es dann ganz futsch, und alle mußten herzlich über ihn lachen. Denn nachdem er seinen Ford verschenkt hatte, um einen Neuwagen zu gewinnen, fuhr er mit einem wesentlich älteren Modell nach Hause. Da wischte sich selbst Ulla Kock am Brink verstohlen eine Lachträne aus dem Augenwinkel, bevor sie das nun herrenlose Fahrzeug kurzerhand im Publikum verzockte: „Kopf oder Zahl!“

„Glücksritter“ setzt erfrischend ungeniert auf Schadenfreude und operiert auch in puncto Showeinlage am unteren Geschmackslevel: Nachdem ein Kettensägen-Jongleur aus Las Vegas haarscharf an kleineren Amputationen vorbeiagierte, erspielte sich eine etwas verstörte Zuschauerin ein Mountainbike, indem sie einem fremden Mann Dartpfeile in den Rücken warf.

In der RTL-Spielothek herrschte Akkord. Wenn die Kandidaten durchpusteten, eilte Ulla Kock am Brink mit einem Bündel Geldscheinen ins Publikum und fragt nach „Herzchen- Wünschen“ (bis 22.000 Mark). Das Finale im Schleimbad ist freilich ein Rückfall in überwunden geglaubte Action-Show-Zeiten. Obwohl es schön anzusehen war, wie der ehemalige Tornadopilot Thomas im Glibber feststeckte und mit saurer Miene den Erfolg seiner Konkurrentin Monika beklatschte.

Aber auch aus Monikas Katzenhotel wird wohl nichts, denn in letzter Minute schaffte sie es noch, die 150 Mille zu verdaddeln. So mischte sich selbst in den Schlußapplaus eine gehörige Portion Häme. Oliver Gehrs