Das Portrait
: Ein neues Tennis-As

■ David Prinosil

Die Überraschung von Genf: David Prinosil Foto: Reuter

In Olmutz (ČSSR) erblickte er am 9. März 1973 das schwache Licht der realsozialistischen Welt. A star was born. Doch so richtig bemerkt hat das die längst nicht mehr durch den Eisernen Vorhang geteilte Welt erst an diesem Wochenende. Da kam der inzwischen eingedeutschte David Prinosil aus der Tiefe der Weltrangliste der Association of Tennis Professionals (ATP) als Ersatzmann für den verletzten Boris Becker nach Genf – zum prestigeträchtigen Davis-Cup-Duell gegen die Schweiz.

Schon am Freitag schlug Prinosil den in der Weltrangliste weit vor ihm plazierten Jakob Hlasek. Und am Sonnabend, an der Seite von Michael Stich, dann auch noch das eidgenössische Doppel Hlasek/Strambini. Der deutsche Stern aus der ČSSR ging prächtig auf. Nach dem gleichfalls überraschenden Sieg von Hendrik Dreekmann gegen Marc Rosset stand das „Ersatzteam“ vorzeitig im Viertelfinale.

Ein „Allroundspieler“ sei der in Amberg residierende David Prinosil, lobte Stich seinen neuen Partner nach dem Doppel. Und Teamchef Niki Pilic sattelte noch drauf: Der Junge habe das Zeug dazu, unter die ersten 20 der Weltrangliste zu kommen und sich einen festen Platz im Davis-Cup-Team zu erobern – in der Ära nach Becker und Stich. Da wird der 1,84 Meter große Rechtshänder aber noch eifrig das Racket schwingen müssen.

1990 stieg Prinosil in den Tenniszirkus ein. Derzeit steht er auf der Weltrangliste bei Platz 44. Sein bislang größter Erfolg war das (verlorene) Finale bei den French Open 1993 – im Doppel an der Seite von Marc Kevin Göllner. Als Einzelspieler hat Prinosil einmal in sechs Jahren die dritte Runde in einem Grand-Slam-Turnier erreicht: 1992 bei den French Open. Doch auch als Randfigur auf den Courts dieser Welt lebt es sich offensichtlich nicht schlecht. Insgesamt 614.572 US-Dollar hat sich Prinosil bislang mit dem Tennisschläger erkämpft (Stand 1995). Zum Vergleich: Boris Beckers „Career-price-money“ belief sich bis zum vergangenen Jahr auf 15,5 Millionen US-Dollar.

Prinosil und auch Dreekmann, sagt Stich, könnten die Lücke hinter ihm und Boris Becker schließen. Im Doppel ist Prinosil jedenfalls seit Genf eine feste Bank. Daß er endgültig zum Team gehört, kann er bald beweisen: im Viertelfinale des Davis-Cup gegen Frankreich in Paris. Kommentar von Prinosil: „Das ist schon eine tolle Sache.“ Klaus-Peter Klingelschmitt