Münchner Plutonium stammt aus Rußland

■ Die CDU sieht Vorwürfe gegen den Bundesnachrichtendienst entkräftet

Bonn (AP) – Die Bundesregierung soll jetzt den Beweis dafür haben, daß das 1994 nach München geschmuggelte Plutonium aus Rußland stammt. Nach Zeitungsberichten vom Wochenende hat der Moskauer Bundessicherheitsdienst FSK in einem Brief an das Bonner Justizministerium eingestanden, die rund 400 Gramm waffenfähiges Plutonium seien aus dem Kernforschungszentrum Obninsk gestohlen worden. Das Auswärtige Amt bestätigte am Sonntag lediglich, es habe ein Rechtshilfeersuchen der Russen im Zusammenhang mit dem Atomschmuggel weitergeleitet. Einzelheiten wurden nicht genannt.

Das Münchner Nachrichtenmagazin Focus erklärte, ihm liege das Schreiben vor, in dem der Sicherheitsdienst um Rechtshilfe ersuche. Nach den Ermittlungen dieses Geheimdienstes soll der in München bereits verurteilte Kolumbianer Justiniano Torres im Juni 1994 drei Russen aufgefordert haben, ihm bei der Beschaffung von Plutonium behilflich zu sein. Noch im selben Monat habe er 2.000 Dollar Vorschuß gezahlt und dafür zwei Gramm des radioaktiven Materials zur Qualitätskontrolle erhalten. Das Plutonium stammt offenbar aus dem Kernforschungszentrum der 80 Kilometer südwestlich von Moskau gelegenen Stadt Obninsk. Dort wurde 1954 das erste zivile Kernkraftwerk der Welt gebaut. Bisher hatte die russische Regierung stets erklärt, das in Deutschland beschlagnahmte Material stamme aus keiner Atomanlage des Landes. Noch im April 1995 hatte das Moskauer Atomministerium versichert, in Rußland fehle kein Gramm Plutonium.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Andreas Schmidt, erklärte gestern in Bonn: „Die russischen Sicherheitsbehörden haben mit ihrem jetzt bekanntgewordenen Brief an die Bundesregierung definitiv unsere Auffassung bestätigt, daß das in München beschlagnahmte Plutonium aus Rußland stammt und von skrupellosen Kriminellen eingeschleust wurde.“ Die Vorwürfe der Opposition, der Atomschmuggel in München sei insbesondere vom BND inszeniert worden, hätten sich damit als haltlos erwiesen.

„Die Opposition muß ihre Vorwürfe gegen den BND zurücknehmen und sich für ihr Verhalten entschuldigen“, forderte der Unions- Obmann im Bonner Untersuchungsauschuß der Plutonium-Affäre.