Schimmelpfeng-Haus: Abriß wird geprüft

■ Denkmalgeschütztes Brückengebäude über der Kantstraße soll möglicherweise Hochhaus weichen. Bezirk ablehnend

Am Bahnhof Zoo soll weiter am Himmel gekratzt werden. Nach den Planungen für das 120 Meter hohe „Zoo-Fenster“ des Architekten Richard Rogers, Hans Kollhoffs Turmentwurf am Ende des Bikini-Hauses und Helmut Jahns „Victoria-Riegel“ quer über das Kranzler-Eck prüft jetzt der Investor Itag den Bau eines weiteren Hochhauses an der Ecke Kantstraße/Budapester Straße.

Einem Neubau würde dabei das sogenannte Schimmelpfeng-Haus zum Opfer fallen. Die Abrißbirne würde zugleich in das benachbarte Parkhaus fliegen, das den Plänen im Wege steht. Das Bürogebäude aus den fünfziger Jahren überspannt wie eine Brücke die Kantstraße. Der breite Riegel gehört zu dem denkmalgeschützten Ensemble am westlichen Breitscheidplatz. Die Itag „untersucht derzeit zwei alternative Varianten für einen Neubaukomplex“, sagte ihr Sprecher Frank Siebold. Dennoch sei weder über einen Abriß noch über das Hochhaus eine Entscheidung getroffen worden. Die Itag will aber in den kommenden Tagen ihre Vorstellungen konkretisieren.

Auf dem Tisch liegen zwei Varianten: Der Entwurf des Architekten Christoph Langhof sieht den Abriß des Schimmelpfeng-Hauses vor. Statt dessen soll ein kleiner Wolkenkratzer gebaut werden. Die Alternative der Architekten Julia Tophof und Norbert Hemprich geht dagegen vom Erhalt des Schimmelpfeng-Hauses aus und setzt auf den Umbau der Nachbargebäude.

Mit einbezogen in beide Planungen ist die bis dato unrentable Gloria-Passage, die bis zur Kantstraße verlängert wird. Das „tote“ Endstück der Kantstraße, von der Joachimstaler Straße bis zum Breitscheidplatz mit Garage, Sexkino und Stehpuffs, soll dadurch eine städtebauliche und funktionale Verbesserung erhalten.

Von den Abrißabsichten des Schimmelpfeng-Hauses zeigt sich Charlottenburgs bündnisgrüne Baustadträtin Beate Profé nicht begeistert. „Der Bezirk hat die Position, das Haus zu erhalten.“ Wichtig sei aber auch, so Profé, daß sich im Straßenbereich der Kantstraße „etwas tun muß“. Der Raum, inklusive der Gloria-Passage, müsse „aufgewertet“ werden. Profé wollte sich damit nicht auf den Entwurf von Tophof/ Hemprich festlegen. Deren Idee für den Umbau müsse noch weiter ausgearbeitet werden. In dieser Woche tagt der Charlottenburger Bauausschuß, bei dem das Schimmelpfeng-Haus auf die Tagesordnung gesetzt werden soll.

In der Vergangenheit hatten sich schon Exstadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) sowie die Denkmalpfleger gegen den Schimmelpfeng-Abriß und die Hochhauspläne gewandt. Denkmalschützer Dietrich Worbs sprach sich für den Erhalt eines der „größten innerstädtischen Neubaukomplexe“ nach dem Krieg aus, der in der „gegenwärtigen Form“ bleiben müsse. Auch Hassemer war klar: Unabhängig von notwendigen Erweiterungen am Zoo und für die Filmfestspiele – „das Schimmelpfeng-Haus gehört zum Breitscheidplatz“. rola