■ Comeback der Kompostierung
: Kompost ist wertvoll

Seit Jahrzehnten wird in Europa Kompostierung betrieben. Doch obwohl sich die Zusammensetzung des Hausmülls mit der Zeit sehr stark veränderte, wurden die Kompostierungsmethoden kaum angepaßt. Die Qualität des Komposts wurde immer schlechter, potentielle Kunden konnten nicht mehr sicher sein, ausreichende Qualität zu erhalten. Die Absatzmärkte für Kompost verschwanden weitgehend, und die Infrastruktur für die Rückgewinnung und Kompostierung des organischen Abfalls brach zusammen. Heute gilt es, mit neuer Technologie und Qualitätskontrolle das Vertrauen in den Kompost zurückzugewinnen. Nur so können neue Märkte gefunden werden.

Da aber 60 Prozent des Hausmülls kompostierbar sind, wird die Kompostierung und die Verarbeitung zu Biogas eine große Rolle spielen müssen, wenn die Regierungen Europas die hochgesteckten Ziele bei der Wertabschöpfung von Müll erreichen wollen. Zum Vergleich: Für das traditionelle Recycling, etwa von Glas, Metall und Papier, sind weniger als 30 Prozent des Hausmülls geeignet. Dabei kann man eigentlich nicht wirklich von „Recycling“ sprechen, weil gar keine wirtschaftlich effektive Wiedergewinnung von Ressourccen stattfindet.

Ganz anders bei der Kompostierung. Kompost aus verantwortungsvoll durchgeführtem Recycling von organischem Material hilft, geschädigte Böden zu verbessern, schützt vor Erosion und erlaubt, den Einsatz von Pestiziden und Dünger in der Landwirtschaft einzuschränken. In den letzten 20 Jahren hat die Bodenqualität in Europa stark abgenommen; nach Untersuchungen der EU sind mehr als 30 Prozent mittel bis stark geschädigt. Außerdem können Kompost und Bodenverbesserer aus organischen Abfallstoffen auch als Ersatz für Torf dienen.

Bei der Pilz- und Pflanzenzucht, im Forst- und Waldbau und sogar in der Landwirtschaft und im Land- und Gartenbau gewinnen diese Produkte zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig lassen die politischen Rahmenbedingungen kaum eine andere Lösung so attraktiv erscheinen wie die Kompostierung. Die meisten der noch vorhandenen Deponien werden in den kommenden Jahren voll sein. Neue Deponien zu eröffnen, wird immer schwieriger, so daß bereits viele Kommunen ihren Müll außerhalb ihrer Region „entsorgen“. Gleichzeitig gibt es eine Tendenz, „fremden Müll“ nicht mehr ohne weiteres zu akzeptieren. Dasselbe gilt für die Müllverbrennung. Sie ist nicht nur die teuerste, sondern auch die bei der Bevölkerung unbeliebteste Form der Abfallbehandlung. Das Comeback der Kompostierung ist deshalb nur noch eine Frage der Zeit. Bert Lemmes

Der Autor, Belgier, ist Geschäftsführer von Orca, der europäischen Vereinigung für organische Rückgewinnung und Kompostierung.