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■ Algeriens Präsident Zéroual hat so gut wie nichts erreichtSchöne Worte im Bürgerkrieg

Wenn ein Herrscher Versprechungen nicht einhalten kann, dann bleibt ihm nur, die Situation schönzureden. Algeriens Präsident Zéroual erklärte unlängst, in dem nordafrikanischen Staat hätten Militärs und Polizei die militanten Islamisten praktisch besiegt. Gelegentliche Anschläge verbuchte er als „Restterrorismus“. Am Sonntag zerstörte eine solche „Resterscheinung“ das zentrale Pressehaus von Algier. 18 Menschen starben, 95 wurden verletzt. Die Bilder erinnerten an „bestimmte Stadtviertel von Beirut“, hieß es in der französischsprachigen Tageszeitung al-Watan. Gemeint ist: In Algerien herrscht Bürgerkrieg.

Dabei hatte alles ganz anders kommen sollen. Anfang 1994 war der General Zéroual von Algeriens Militärs zum Präsidenten geadelt worden. Im November vergangenen Jahres stellte er sich gar der algerischen Bevölkerung zur Wahl.

Unter „demokratischen Verhältnissen“, so das Regime, votierten über 60 Prozent für Zeŕoual. Trotz Boykottaufrufen der Opposition soll die Wahlbeteiligung 74,29 Prozent betragen haben – behaupten die Machthaber. Hauptmotiv, dem Kandidaten eine Stimme zu geben, waren dessen heere Versprechen: Sicherheit, Wohlstand durch Finanzspritzen aus dem Ausland, Demokratisierung der Gesellschaft und nationale Aussöhnung. In allen diesen Bereichen gehen die Erfolge Zérouals gegen Null: War zu den Wahlen noch von etwa 30.000 Opfern die Rede, die der blutige Konflikt zwischen Islamisten und dem Regime seit dessen Beginn 1991 gefordert haben soll, gelten jetzt, ein Vierteljahr später, 40.000 bis 60.000 Opfer als realistisch. Den algerischen Medien verordnete Zéroual einen Maulkorb für „sicherheitsrelevante Themen“; Zeitungen, deren Berichterstattung ihm nicht paßte, ließ er verbieten. Internationale Konzerne beobachten die Nichtentwicklung verhalten. Für das laufende Jahr hat die algerische Regierung ein Haushaltsdefizit von 1,98 Milliarden US-Dollar einkalkuliert. Statt Verhandlungen mit den Islamisten aufzunehmen, versuchte Zéroual vergeblich, die Islamische Heilsfront (FIS) zu spalten. Die „Bewaffneten Islamischen Gruppen“ (GIA), auf deren Konto wahrscheinlich die Bombe vom Sonntag geht, verniedlichte er als „irregeführte Jugendliche“.

Nach dem Anschlag schickte der Präsident seinen Premierminister vor. Die Regierung werde „derartige Taten ein für allemal und um jeden Preis verhindern“, erklärte dieser. Schöne Worte. Thomas Dreger

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