Umwelt ohne Technik

■ Umwelttechnik-Markt schrumpft. Chancen nur für flexible Anbieter

Berlin (taz) – Der jahrelang boomende Markt für Umwelttechnik bricht ein. Unflexibel und kleinräumig seien die Umwelttechnikfirmen, sie würden kein Marketing betreiben und sich zu sehr auf die früher spendablen Kommunen verlassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Helmut Kaiser. Seit 1980 berät Kaiser Unternehmen im Umweltmanagement und Marketing.

„Die Umwelttechnikanbieter müssen mehrere Produkte und Service anbieten – sonst sind sie verloren“, sagt Kaiser. Es reiche nicht mehr aus, wenn ein Analyse- Institut die belastete Raumluft messe, es müsse auch Lösungen anbieten. Allein im vergangenen Jahr seien 500 Unternehmen in Konkurs gegangen, die nicht flexibel auf den Markt reagiert hätten. Dabei sei gerade dies der Vorteil der kleinen Wettbewerber: Sie sind näher an den Kunden als Giganten wie RWE in Deutschland oder Waste Management in den USA. „Die sind eigentlich nur durch ihr Kapital erfolgreich, nicht durch überragende Lösungen“, so Kaiser.

Ist der Markt für Umwelttechnik 1995 noch um sechs Prozent gewachsen, prognostiziert Kaiser für dieses Jahr nur noch 3,8 Prozent. Und es werden alle Segmente schrumpfen: Meß- und Regeltechnik ebenso wie Sonderabfall oder die Abwasserbehandlung. In Deutschland führt Kaiser dies vor allem auf die leeren Stadtkassen zurück. Aber auch Unternehmen bleiben bei den zunächst billig erscheinenden End-of-pipe-Technologien: Einfach einen Filter auf den Schornstein, und sie genügen den Gesetzen. Dabei ließe sich gerade mit geschlossenen Kreisläufen innerhalb der Unternehmen Geld sparen. „Kreislaufwirtschaft lohnt sich immer da, wo viel Wasser benutzt wird“, sagt Kaiser. Die Galvanikindustrie habe so ihren Wasserverbrauch auf zehn Prozent reduziert.

Mit derartiger Hochtechnologie könnten Umwelttechnikunternehmen in Deutschland ihre Umsätze steigern. Exportieren läßt sich Umwelt-High-Tech dagegen nur schwer. Um zum Beispiel auf dem wachsenden osteuropäischen Markt zu verkaufen, müssen einfache Lösungen her.

Die Firma „Hans Huber Edelstahl“ ist einer der Gewinner der vergangenen Jahre. Umsatz und Mitarbeiterzahlen steigen kontinuierlich, 1995 machte Huber über 100 Millionen Mark Umsatz mit Abwassertechnologie. Seine Strategie: Er bietet je nach Land unterschiedlich hochentwickelte Maschinen zur Abwasserreinigung an. „Die Russen wollen, daß möglichst viele Leute in der Anlage beschäftigt werden“, sagt Geschäftsführer Roland Priller. Sie bekommen daher eine Kläranlage ohne Steuerungsautomatik, die für den westeuropäischen Markt unabdingbar ist. Ulrike Fokken