Kleine Tricks für die großen Schlapphüte

■ Weil Moskau die Herkunft von geschmuggeltem Plutonium einräumt, nennt der Regierungssprecher gleich alle Vorwürfe an den BND widerlegt – aber zu Unrecht

Berlin (taz) – Regierungssprecher Peter Hausmann hält die in der Plutoniumaffäre gegen den Bundesnachrichtendienst erhobenen Vorwürfe für „haltlos“ und widerlegt. Dies soll sich aus einem Rechtshilfeersuchen Rußlands an die Bundesregierung ergeben. Aus den Berichten russischer Sicherheitsbehörden ergebe sich, daß die im Sommer 1994 nach München geschmuggelten 363 Gramm waffenfähigen Plutoniums aus einem Atomkraftwerk stammen. Dies hatte die russische Regierung bisher vehement bestritten.

Nur spielt die Herkunft des Bombenstoffes beim Vorwurf der „Inszenierung“ des Schmuggels eine eher untergeordnete Rolle. Hausmanns Entlastungsinitiative stützt sich auf ein Detail aus dem Moskauer Schreiben, aus dem hervorgehen soll, daß sich der mittlerweile wegen des Atomdeals verurteilte Kolumbianer Torres eine Zwei-Gramm-Probe des Bombenstoffes bereits im Juni 1994 verschafft hat. Der BND-V-Mann „Rafa“ habe aber erst Anfang Juli von dem Angebot berichtet. „Schon vom Zeitablauf her“, argumentiert Hausmann, „bricht damit der Vorwurf gegen den BND zusammen.“ Nun sei klar, „daß einer der Täter in Rußland als Erwerber aufgetreten ist“. Die von Hausmann behauptete Entlastung des BND basiere eher auf Wünschen als auf Fakten. Immerhin fördern Untersuchungsausschüsse in Bonn und München seit Monaten Indizien zutage, die den Vorwurf der Inszenierung erhärten.

Unterstellt, der Kolumbianer Torres hat sich die Probe aus eigenem Antrieb beschafft, bleibt unbestritten, daß in der gemeinsamen Aktion von BND und bayerischem LKA es erst der LKA-Scheinaufkäufer „Walter Böden“ war, der russischen Verkäufern den späteren großen Deal mit einem Angebot von über 200 Millionen Dollar schmackhaft machte. Widerlegt sind auch die Beteuerungen der BND-Mitarbeiter, wonach sie nicht gewußt hätten, daß der Bombenstoff kurz vor dem Schmuggel noch in Moskau lagerte. Dennoch veranlaßten sie nach Zeugenaussagen den hochriskanten Transport des hochgiftigen Plutoniums an Bord einer Linienmaschine nach München – ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Andreas Schmidt, Obmann der CDU/CSU im Bonner Plutoniumausschuß, forderte die Opposition auf, die Vorwürfe gegen den BND zurückzunehmen und sich zu entschuldigen. Wolfgang Gast