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■ Der Vorwahlkampf in den USA macht Satire überflüssigAus Frosch wird Prinz

Das Ereignis läßt sich wie folgt beschreiben: In einem unauffälligen US-Bundesstaat mit knapp drei Millionen Einwohnern ebenso vielen Bibeln und zahlreichen Schweinemastfarmen streiten sich ein paar reiche weiße Männer darum, wer der beste Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist. Die Wähler zeigen sich weder von den Bewerbern noch vom Wetter (schweinekalt) angetan. Nicht einmal 100.000 geben ihre Stimme ab.

Ein notorisch mißmutiger 72jähriger Kandidat namens Bob Dole gewinnt knapp. Ein Fernsehkommentator, der das Recht auf Abtreibung und die UNO abschaffen will, wird zweiter. Ein farbloser Exgouverneur namens Lamar Alexander wird dritter – vielleicht, weil dessen Wahlkampfhelfer in den letzten Wochen Tausende Schilder mit der Aufschrift „Auf dieser Straße ging Lamar entlang“ in den Schnee gepflanzt haben. Auf Platz vier landet ein Multimillionär, der in den letzten Monaten mehr Werbezeit im Fernsehen eingekauft hat als jeder Zahnpasta- oder Schweinefutterproduzent in den USA. Wer sich dieses Gruselkabinett ansieht, dem muß der Mythos vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten in ganz neuem Licht erscheinen. Aber seien wir nicht unfair: Amerikanische Vorwahlkämpfe sind meistens Veranstaltungen, die jede politische Satire überflüssig machen. Ein Haufen Frösche tritt an, um der Öffentlichkeit weiszumachen, daß sie als strahlender Prinz ins Weiße Haus einreiten werden, wenn man sie nur oft genug küßt. Am Anfang kneift das Volk die Lippen zusammen, doch einer schafft diese Metamorphose am Ende immer.

Bleibt die Frage, ob man nach der ersten Station im Vorwahlkampf irgendeine sinnvolle Prognose über den Ausgang dieses Rennens machen kann. Kann man nicht. Zwar ist und bleibt Bob Dole der vom Partei-Establishment gestützte Favorit, doch die Parteibasis zeigt sich zunehmend unzufrieden mit dieser Option. Die drückt sich unter anderem in der wachsenden Beliebtheit von Pat Buchanan aus, der inzwischen weit mehr repräsentiert als das Sprachrohr der christlichen Rechten in diesem Wahlkampf. Buchanan ist der bislang einzige Kandidat, der sich das Thema Löhne und Arbeitsplätze auf die Fahne geschrieben hat. Mit seinen Tiraden gegen Immigration und für Isolationismus zieht er zunehmend Wähler aus den unteren Einkommensschichten an – eine Gefahr, auf die auch Bill Clinton wird reagieren müssen. Auch wenn Buchanan keine reale Chance hat, nominiert zu werden. Andrea Böhm, Washington

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