Ende von Herceg-Bosna

■ Die bosnische Kroatenrepublik löst sich auf. Die zwei ausgelieferten serbischen Offiziere werden in Den Haag verhört

Genf/Mostar (taz/dpa) – Die zu Kriegsbeginn als Gegenpol zur Serbenrepublik in Bosnien gegründete „Kroatische Republik Herceg-Bosna“ hat inoffiziell ihre Selbstauflösung beschlossen. In einer gestern in Zagreb verbreiteten Mitteilung der Führung der bosnischen Kroaten hieß es, daß bei einer Sondersitzung in Mostar die rechtlichen Vorlagen für die Eingliederung der Kroatenrepublik in die muslimisch-kroatische Föderation Bosnien-Herzegowina angenommen wurden. An die Stelle der aufgelösten Kroatenrepublik soll nun die „Kroatische Gemeinschaft Herceg-Bosna“ treten. Damit erfüllte der kroatische Präsident, Franjo Tudjmann eine Zusage, die ihm der EU-Verwalter von Mostar, Hans Koschnick, bereits vor einigen Wochen in langen Verhandlungen abgerungen hatte. Koschnick, der in der vergangenen Woche in Mostar von kroatischen Extremisten angegriffen worden war, erhielt erneut Rückendeckung von der internationalen Gemeinschaft. „Wir werden die Art und Weise, in der mit Herrn Koschnick umgegangen wurde, nicht tolerieren“, sagte Nato-Generalsekretär Javier Solana in Mostar am Montag abend. Die Nato werde weitere Gewaltakte gegen die Verwaltung der Stadt nicht tolerieren und ihr Möglichstes tun, um den Friedensprozeß voranzubringen.

Unterdessen sind die beiden bosnisch-serbischen Offiziere, General Djorde Djukic und Oberst Aleksa Krsmanovic an das Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag ausgeliefert worden. Wahrscheinlich wird dessen Chefankläger, Richard Goldstone, noch in dieser Woche über eine Anklageerhebung entscheiden. Dies verlautete inoffiziell aus Kreisen des Tribunals. Beide werden von Goldstone und seinen Mitarbeitern seit gestern im Untersuchungsgefängnis des Tribunals im niederländischen Scheveningen verhört.

Hier saß bislang nur der im Februar 1994 in München verhaftete Serbe Dusan Tadic ein, dessen Prozeß nach mehrfacher Vertagung nun im März beginnen soll. Auf Anforderung von Goldstone waren Djukic und Krsmanovic, die sich mit sechs weiteren Serben seit dem 30. Januar in Untersuchungshaft der bosnischen Regierung befanden, in der Nacht zu Dienstag an das Tribunal ausgeliefert worden. Eine Sprecherin des Tribunals korrigierte gestern gegenüber der taz ihre Aussage vom Montag, wonach das Tribunal nur Personen in Gewahrsam nehmen könne, gegen die es bereits formal Anklage erhoben hat.

Die letzten zwei der anderen sechs Serben wurden von der bosnischen Regierung am Montag abend freigelassen, nachdem eine Überprüfung der gegen sie erhobenen Vorwürfe durch Vertreter des Tribunals keine ausreichenden Gründe für eine Fortsetzung der Untersuchungshaft ergeben hatten.

Zuvor hatte die bosnische Regierung US-Chefunterhändler Richard Holbrooke die Zusage gegeben, künftig nur noch nach vorheriger Zustimmung des Tribunals Personen wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen festzunehmen. Mit dieser Regelung für künftige Fälle ist die politische Kontroverse um die Festnahme der beiden Offiziere jedoch nicht ausgestanden. Die russische Regierung wiederholte gestern ihre Warnung, die Festnahme und die Auslieferung könnten den „Friedensprozeß zerstören“.

Eine ähnliche Kritik hatte zunächst auch die Ifor an der Festnahme geübt. Gestern bemühte sich ein Ifor-Sprecher allerdings, die Auslieferung an das Tribunal als Beweis für die aktive Beteiligung der bosnischen Regierung an der Aufklärung und Ahndung von Kriegsverbrechen darzustellen. Zugleich bekräftigte der Sprecher, daß die Ifor-Soldaten auch künftig die 51 bislang vom Tribunal angeklagten und mit internationalem Haftbefehl gesuchten Personen (42 bosnische Serben, drei Offiziere der Armee Serbiens und sechs bosnische Kroaten) nicht festnehmen werden. Zu den 51 gehören auch die beiden Serbenführer Radovan Karadžić und General Ratko Mladić. Dies widerspricht dem Dayton-Abkommen. Azu