Vergangene Gemeinsamkeiten

■ Aufstiegsorientierter HSV gastiert am Sonnabend bei Werder Bremen / Weser-Club hofft auf Erfolge mit neuem Trainer

Was haben der HSV und Werder Bremen gemeinsam? Beide Vereine kokettieren mit ihrer ruhmreichen Vergangenheit. Waren die Hamburger Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre eine Fußballmacht in Deutschland, folgten die Bremer Erfolge im Jahrzehnt darauf, bis zur Vizemeisterschaft im letzten Jahr. Doch die Zeiten sind vorbei und zwar gründlich.

Sonnabend nachmittag um 15.30 Uhr ist es wieder einmal soweit. Wenn der Platz es zuläßt, kämpfen der SV Werder Bremen und der Hamburger SV um die Fußballrangfolge im Norden der Republik. Laut Tabellenplatz ist es ein ungleiches Duell: Der HSV als Tabellendritter trifft im Bremer Weserstadion in Werder Bremen auf den Fünfzehnten der Tabelle. Die Bremer sind im Moment noch hinter St. Pauli und damit nur die Nummer drei des Nordens.

Der HSV dagegen erholte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in dieser Saison schnell. Nach der Entlassung von Trainer Benno Möhlmann kletterten die Rothosen mit dem neuen Coach Felix Magath von einem Abstiegsplatz der Bundesliga auf einen UEFA-Cup Rang.

Die Bremer trennten sich erst kürzlich von Aad de Moos als Cheftrainer und hoffen nun mit Dixie Dörner auf ähnlich schnelle Erfolge. „Der HSV hat gezeigt, daß ein Trainerwechsel reicht, um wieder nach oben zu kommen. Wir haben das gleiche vor“, versucht Werders Manager Willi Lemke die Erfolgsstrategie zu kopieren. Konsequenterweise spricht er sogar schon wieder vom internationalen Geschäft. Denn erst dort ist das ganz große Geld zu verdienen.

Um an das spielerische Niveau von Dortmund und Bayern anzuknüpfen, müssen die Bremer jedoch zunächst einmal Kapital heranschaffen. Neben Sponsoren – der HSV fädelte jüngst einen Millionendeal mit der Bavaria Brauerei ein – sind Merchandisinggeschäfte, vor allem der Verkauf von Fanartikeln, von enormer Wichtigkeit.

Willi Lemke will zwar „keine grundlegende strukturelle Erneuerung“, sieht aber auch, daß Werder Bremen auf wirtschaftlichem Gebiet aufholen muß. Dieser Einsicht wird sich auch Urgestein Lemke im Laufe der Zeit fügen müssen. Ein Anfang ist getan: Der Becks-Liebhaber warf eine Fußballsimulation (“Willi Lemkes Fußball-Manager“) auf den Computermarkt.

Ein Punkt, bei dem diesmal der HSV aufgeholt hat, ist allerdings noch zu verzeichnen. Mit der zu erwartenden Nominierung von HSV-Kapitän Jörg Albertz durch Nationaltrainer Berti Vogts wird erstmals nach Jahren neben den Werder-Spielern Eilts und Bode auch ein HSV-Kicker in der Nationalelf zu finden sein. Aber auch das garantiert nicht, daß in Zukunft beide Nordlichter ganz oben in der Tabelle stehen werden. son