Einfach „super“, das Schöwoti!

■ Deutsche Bahn und HVV happy über Wochenend-Ticket

„Betriebswirtschaftlicher Blödsinn“ wäre es gewesen, zusätzliche Züge einzusetzen, sagt Pressesprecher Wächter von der Deutschen Bahn. Es sei nunmal das „Risiko des Einzelnen“, im prallgefüllten Zug zu stecken und stehen zu müssen. Ein Statement, das man dem Herrn zu normalen Reisezeiten sehr übel nehmen würde. Vergangenes Wochenende aber war alles anders. Da feierte die Neue Bahn den Start ihres „Schönes-Wochenende-Tickets“, im folgenden, der Einfachheit halber, kurz und liebevoll Schöwoti genannt.

Zwei Tage lang fuhr das halbe Land für drei bis fünfzehn Mark durch die Gegend. Nur VielfahrerInnen nörgelten: Wozu eigentlich lohnt sich noch die Bahn-Card? Das Schöwoti lohnt sich trotz seines Peanuts-Preises für die Bahn auf jeden Fall: „Lieber wenige als gar keine Einnahmen“, sagt Herr Wächter. Die Alternative wäre eine Ausdünnung des Taktverkehrs am Wochenende, eine Maßnahme, die unkalkulierbare Imageverluste nach sich zöge.

So machte sich in vielen Zügen südliche Enge breit, Trauben von Menschen an jedem Kleinstadtbahnhof zwischen Lübeck und Kiel, Schleswig und Flensburg, Ratzeburg und Celle. In Fünfergruppen tobte das Volk durch Nahverkehrs- und Eilzüge, fand das Bahnfahren einfach „witzig“ und fühlte sich selbst auf schmierigen Plastiksitzen so richtig wohl. Alle Plätze und Klappsitze „weitgehend besetzt“: Das war ein „erfolgreicher Start“, lobt Wächter. Viele Leute machten gar zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Deutschen Bahn, wie die verunsicherte Mutter mit ihrer quirligen Tochter, die Dutzende Mitreisende mit der Frage überfordert: „Darf ich den Kinderwagen eigentlich im Mittelgang abstellen?“

Auch der HVV machte mit dem Schöwoti ein „Supergeschäft“, sagt dessen Pressesprecherin Felten. Zwar sind zwei Tage Familien-Wochenende jetzt deutlich billiger geworden. Da aber rund vier Fünftel aller HVV-KundInnen Zeitkarten besitzen, greifen vor allem diese mit jedem Schöwoti-Kauf dem HVV direkt unter die Arme.

Das „Schönes Wochenende-Ticket“ kostet 15 Mark und gilt für bis zu fünf Personen samstags und sonntags 48 Stunden lang in allen Nahverkehrs- und Eilzügen der DB sowie im gesamten HVV-Bereich (Ausnahme: 1.Kl. S-Bahn). Im Automaten: Taste M. Die Preise für Fahrräder allerdings sind unverändert (5,60 bzw. 9 Mark pro Fahrt).

Fritz Gleiß