Alles unter Strom

■ Für seine Jubiläums-Sonderausstellung hat das HEW-Museum „electrum“ sein Magazin aufgeräumt

„Mit Strom Freude schenken“ lockt eine gerahmte Straßenbahnreklame. Schön war die Zeit, in der Fernseher noch aussahen wie Geschirrschränke, und im Schuhgeschäft in fröhlicher Unbefangenheit der Wirkzusammenhang von neuem Schuh und altem Fuß via Röntgenstrahlen anschaulich dargeboten wurde.

Seit nunmehr 25 Jahren werden im HEW-Museum „electrum“ Gerätschaften aller Art und vor allem jeder Epoche elektrischen Lebens aufgehäuft, das Jubiläum ist den Electricitätswerken eine Sonderausstellung wert. Originelles Motto: „Schätze unter Spannung“. Dabei war's vor der Entdeckung der Elektrizität auch nicht unspannend, wie der Staubsauger beweist, den man wie eine Gartenschere auf- und zuklappen mußte. Doch dann kam die Glühbirne, dann der Krieg und dann noch einer, und dann war alles elektrisch. Fernsehen konnte man, Weißbrot toasten, Haare fönen, Radio hören, backen und heizen, und alles war warm.

„Stell Deinen Leuchter in die Ecke, wir liefern Strom für alle Zwecke“, polemisiert ein von den HEW explizit und schulterklopfend als solcher bezeichneter „lockerer Werbespruch der 20er Jahre“. Strom für alle Zwecke, wer möchte da von Stromsparen reden. Statt dessen „Masse statt Klasse“ (Franz Beckenbauer) und ganz, ganz viele Geräte einer Sorte auf einem Haufen. Unerklärt, vermeintlich für sich selber sprechend, hilflos, verloren und - das allerschlimmste für ein elektrisches Gerät - unplugged. Aber das kann auch gar nicht anders sein, denn „schließlich“, so Manfred Matschke, Leiter des „electrum“, „sind die Sachen ja alle aus dem Magazin, die sind sonst gar nicht ausgestellt“. Also soll die wißbegierige BesucherIn nur mal gucken, „was es alles so gibt“ und vor allem gegeben hat, „denn bei der heutigen Technik“, bedauert Matschke, „kommt man ja überhaupt nicht mehr mit dem Sammeln hinterher“.

Manchmal springen auch richtig spannende Nebenprodukte aus dem Technoalltag raus, so etwa die „Bombe“ aus Fuhlsbüttel. Aus zwei Löffeln und einem Kabel hatte sich ein Gefangener einen lebensbedrohlichen Tauchsieder gebastelt, den Strom bezog er aus einer verfremdeten Glühbirne.

Abgesehen von einigen tatsächlich überflüssigen Geräten, die, doppelt und dreifach vorliegend, rücksichtslos nahelegen, daß ein Gros der Exponate sich aus Haushaltsauflösungen rekrutiert, macht die Ausstellung Spaß und riecht nach Flohmarkt. Ehrlich.

Benjamin v. Stuckrad-Barre

„Schätze unter Spannung. Aus dem Fundus des elektrotechnischen Museums der HEW“: bis zum 19. März täglich (außer Montag) von 9 bis 17 Uhr im „electrum“, Klinikweg 23