Trotz Rechentricks droht beim Alu das Aus

■ Berlin hat die Alu-Quoten noch nie erfüllt, obwohl sie schöngerechnet werden

Berlin (taz) – Selbst nach offiziellen Zahlen hat das Duale System in Berlin nie genügend Aluminium gesammelt. Mit allerlei legalen Rechentricks verhinderten die Umweltverwaltung und das Duale System aber, daß die Bilanz gar zu schlecht ausfiel. Nach der bestehenden Verpackungsverordnung wird die Zahlenspielerei 1996 jedoch nicht mehr ausreichen: Die neuen Quoten könnten dem Grünen Punkt für Aluminium in Berlin den Garaus machen.

Das Ende für Alu drohte bereits im Sommer 1995: Nachdem das DSD versucht hatte, die erforderlichen Verwertungsquoten über das Schmelzen von Weißblech-Dosen mit Aludeckeln im Stahlwerk als Alu-Recycling zu definieren, beschlossen die erzürnten Parlamentarier, die Quote als nicht erfüllt anzusehen. Doch der Vorstoß versandete im Plenum des Parlamentes. „Parlament und Umweltverwaltung haben ihre Möglichkeiten nicht genutzt“, kritisiert die Umweltgutachterin Gudrun Pinn. Denn seit Einführung des Dualen Systems sind die Erfassungsquoten für Alu nie erreicht worden. 1994 sammelte das DSD nach offiziellen Angaben statt der geforderten 30 Prozent nur 26 Prozent aller Alu- Verpackungen. Pinn dagegen kommt unter Berücksichtigung der „Rechentricks“ für 1994 nur noch auf eine Erfassungsquote von „höchstens 16 Prozent“.

Pinn kritisiert, daß nach dem abgelehnten Stahlwerk-Vorschlag nun die Länder beschlossen haben, die umstrittenen Alu-Dosendeckel einfach aus der Statistik zu streichen. Eine Zuordnung zum Aluminium hätte die Erfolgsquote des DSD noch weiter nach unten gedrückt. Außerdem würden die Aluminiumballen „gewogen, wenn sie noch vor der Pyrolyse- Behandlung mit Plastik und Papier belastet sind. Da sind sie natürlich schwerer, und es gilt schließlich das Gewicht“, meint Pinn. Und schließlich würden der Alu-Quote des DSD auch die Essensverpackungen aus Krankenhäusern und Kantinen zugerechnet, die nicht den Grünen Punkt trügen.

Wolfgang Frißen von der Berliner Umweltverwaltung dagegen geht davon aus, daß diese zu achtzig Prozent den Grünen Punkt tragen. Zwar erbringe das Duale System tatsächlich nicht die Sammel- und Sortierleistung für diese Essensverpackungen. Doch letztlich sei eben wichtig, daß das Alu beim Recycling lande. Bei der Pyrolyse würde mangels besserer Technik in der Tat die Verunreinigung mitberechnet. Das Herausrechnen der Aludeckel aus der Statistik aber sei Sachzwang: Die Deckel seien nur unter großen Mühen abzutrennen, meint Frißen. Und das widerspräche der geforderten „wirtschaftlich zumutbaren“ Methode. Bernhard Pötter