Fünf Vexierbilder

■ Eine Auswahl der Hamburger Filme auf der Berlinale vom 9. bis 20. Februar

In seinem dritten Film Transatlantis stellt der Regisseur Christian Wagner den Mythos der versunkenen Stadt Atlantis in den Mittelpunkt. Ein Klassentreffen führt einen renommierten Physiker zurück in seine Allgäuer Heimat. Von dort bricht er mit einer Abiturientin, das verlorene Land der Träume suchend, nach Tibet auf.

„Wir sind mittelmäßig, aber wenigstens auf lateinisch“, sagt Robin, einer der vier Hauptdarsteller in Die Mediocren. Im Waschzettel wird der Erstling von Matthias Glasner als „neo-romantische Fastfood-Comedy“ bezeichnet. Einer der vier Twens wird in der Komödie verdächtigt, ein „Ossi“ zu sein, was eine absurde Spirale von Verdächtigungen, Mißtrauen, Schweiß in Tränen in Bewegung setzt. Der Soundtrack, der von Portishead über Oasis bis zu Bernd Begemann klingendes Feingarn aus dem letzten Jahr vereint, zeigt schon, wohin die Reise geht. „Hast du mir das Frau-der-90er-Zeug nur erzählt, um mich ins Bett zu kriegen?“ fragt Robin an einer anderen Stelle des Films.

In dem Kurzfilm Totentraum vom türkischen Regisseur Ayhan Salar, der heute in Bremen lebt, stirbt ein türkischer Gastarbeiter im Wohnheim. Während der Waschung seines Leichnams diktiert seine Frau in der Türkei einen an ihn gerichteten Brief, in dem sie die Zukunftsvorstellungen, die gegenwärtigen Bedrängnisse und die finanzielle Not der Familie zur Sprache bringt. Die Reise des Verstorbenen endet dort wo sie begann.

Mit überwiegend aus dem Theater stammenden Akteuren wie Peter Lohmeyer und John Siegfried Mehnert schildert der Hamburger Robert Bramkamp in seinem zweiten längeren Spielfilm Die Eroberung der Mitte die Auseinandersetzung zwischen zwei Ärzten. Der Erfolgstherapeut Stroemer verarbeitet trostlose Therapiefälle zu dubiosen Lebenshilfe-Bestsellern. Bis eine Konkurrentin ihm das Handwerk legen will.

Frieder Schlaich und Irene von Alberti inszenierten den Episodenfilm Paul Bowles' Halbmond nach der Vorlage des Beatnik-Autors Paul Bowles, der heute in Tanger lebt. Zwischen der trockenen Hitze Marokkos und der Schwüle des Dschungels entsteht ein seltsames Vexierbild aus Kobras, Kiff und einem Existentialismus unter fremder Sonne.

Wettbewerb: Transatlantis am 14. und 15. Februar.

Panorama: Die Mediocren am 12., 13. und 20. Februar sowie Totentraum am 14.,15. und 16. Februar.

Neue deutsche Reihe des Internationalen Films: Die Eroberung der Mitte am 12. und 18. Februar sowie Paul Bowles Halbmond am 15. und 16. Februar.

Volker Marquardt