■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Der Herr der Poller

Ach, das Regierungsgeschäft ist schwer in unserer kleinen Stadt. Wer wollte schon freiwillig über so erquickliche Themen plaudern wie Vulkan, Linie 4 oder Hemelinger Tunnel? Eben. Einer, der unter seinem Amt ganz besonders leidet, aber selbstverschuldet, sitzt im Bauressort und heißt Bernd Schulte. Und alle anderen leiden mit. Insbesondere die aus der Verwaltung. Dort nämlich hatte der Neue, der nach eigenen Aussagen von Bau keinen Schimmer hat und viel lieber Bildungssenator geworden wäre, zuerst einen superguten Ruf. Endlich war da mal einer an der Spitze, der zuhören konnte, zugänglich war für den fachlichen Rat aus seinem Haus, hieß es aus allen Abteilungen – zu Beginn der Koalition. Doch das ist Schnee von vorgestern, denn mittlerweile ist die Stimmung auf dem Nullpunkt. Schulte hat sich als beratungsresistentererwiesen, als es zuerst den Anschein hatte. Vom großen Zuhörer zum großen Zauderer.

Das kam so: Schultes Ahnungslosigkeit traf von Anfang an auf die harten politischen Vorgaben seiner CDU. Die wollte verkehrspolitische Leichen sehen. Linie 4 – weg damit! Viertel-Verkehrsberuhigung – ab dafür, undsoweiter undsofort. So stolperte Schulte im eigenen Haus unsicher von Besprechung zu Abstimmung und Behördenrunde, holte sich den fachlichen Rat seiner MitarbeiterInnen ein, die aber dummerweise viele genau derjenigen Projekte mitgeplant hatten, die Schulte nun kippen sollte. Logisch, wie deren Stellungnahmen aussahen. Und logisch, wie die sich gefreut haben, wenn der Senator dann nach Order der CDU bar jeder Argumentation entschied und den MitarbeiterInnen gegenüber nur noch mit den Schultern zuckte: „Tut mir leid, ich mußte das jetzt machen, aber ich bin ihrer Meinung.“

Wohin sowas führt? Die ersten aus dem Verkehrsbereich beginnen schon, sich woanders zu bewerben. „Keiner weiß, was will er denn eigentlich“, heißt es aus dem Ressort. Und die anderen beobachten mit kaltem Lächeln, wie der Senator jede Kleinigkeit an sich zieht, um parteitaktisch ja keinen Fehler zu machen. Das führt zu den absurdesten Situationen. Auf Druck der CDU hat Schulte zum Beispiel eine Order ans Amt für Straßen- und Brückenbau rausgegeben, daß ab sofort kein Poller mehr gesetzt werden darf, dem der Senator nicht persönlich zugestimmt hat. Und so mutiert ein leibhaftiger Bremer Senator zum Herrn der Poller. Ach, regieren ist halt nicht einfach, weiß Ihre Rosi Roland