Denkmalamt stützt U-Bahn

■ Die BVG hatte ohne Baugenehmigung die Sanierung der Kreuzberger Hochbahn begonnen und wurde gestoppt. Streit um Auflagen des Denkmalschutzes

Fast einhundert Jahre haben die Stahlpfeiler zwischen Görlitzer Bahnhof und Schlesisches Tor die U-Bahn durch Kreuzberg getragen. Höchste Zeit für eine Sanierung, dachte sich die BVG und unterstützte die Hochbahntrasse mit provisorischen, blauen Trägern. Die alten Träger mit den schmiedeeiserenen Rundbögen wurden so entlastet, vier von ihnen bereits durchgeschnitten und abgebaut. Sie sollen durch neue, gerade Pfeiler ersetzt werden. Ab Mai sollten dann die gesamten Brückenteile ausgetauscht werden.

Leider vergaß die BVG, die notwendige Baugenehmigung einzuholen. „Es gab nur eine Reihe von Gesprächen zwischen der BVG und dem Landesdenkmalamt, ohne endgültiges Ergebnis“, heißt es in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technolgie. Deren oberster Dienstherr Peter Strieder (SPD), Neusenator und zuvor Bürgermeister in Kreuzberg, empört sich über die Art und Weise, „wie die BVG ohne Bauantrag, ohne Baugenehmigung und ohne Absprache mit den Denkmalschutzbehörden dieses herausragende technische Denkmal abreißen konnte.“ Bei Kreuzbergs bündnisgrüner Baustadträtin Erika Romberg liegen nach den ersten Protesten seit gestern die Bauantragsunterlagen auf dem Tisch. Vorläufig hat sie einen Baustopp verhängt. Haarsträubend sei das Vorgehen der BVG. „Wie sollen wir von privaten Investoren Denkmalschutz verlangen, wenn er von den öffentlichen Unternehmen dermaßen ignoriert wird?“

„Wir gehen davon aus, daß wir eine Genehmigung hatten“, kontert BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Es habe entsprechende Gespräche mit dem Tiefbauamt gegeben. „Auch konnte uns bisher niemand nachweisen, daß die Hochbahn unter Denkmalschutz steht. Es gibt keine entsprechenden Mitteilungen oder Urkunden.“ Für Romberg hingegen ist die Hochbahn „eindeutig ein Denkmal“. Der BVG-Sprecher wundert sich: „Bei der Sanierung am Halleschen Tor sind wir nach genau dem gleichen Verfahren vorgegangen, da gab es überhaupt keine Proteste.“ Wazlak hofft, daß es keine Verzögerungen gibt. Auch Senat und Bezirksamt drängen auf eine schnelle Einigung. Am Mittwoch wollen sich Bezirksamt, BVG und Landesdenkmalamt nun zusammensetzen. „Abwägen zwischen technischer Sicherheit und Denkmalschutz“ wollen alle drei Parteien. Letztlich wird es aber wohl eine Frage des Geldes sein. „Wichtig ist nicht, worauf die U 1 fährt, sondern daß sie fährt“, meint Wazlak und verlangt öffentliche Förderung bei Denkmalschutzauflagen.

„Eigentum verpflichtet“, verneint die Baustadträtin und glaubt kaum, daß es öffentliche Förderung gebe. Die Kassen sind bekanntlich leer. Gereon Asmuth