Brillen-Zar Fielmann: Biobauer, aber kein Landwirt

■ Erst zerschlug er das Optikerkartell, indem er tragbare Kassenbrillen auf den Markt brachte, dann fing er auch noch an, ökologische Landwirtschaft zu betreiben

Verkehrte Welt: Üblicherweise wird Unternehmern, wenn sie einen Produktionszweig umweltfreundlicher gestalten, vorgeworfen, sie wollten ja doch nur Geld verdienen. Das hat Günther Fielmann überhaupt nicht nötig, schließlich ist er Hauptaktionär und Geschäftsführer des deutschen Optik-Marktführers. Der Umsatz seines Imperiums liegt weit über einer halben Milliarde Mark, der jährliche Bruttogewinn der Aktiengesellschaft wird mit rund 80 Millionen angegeben.

Als Fielmann vor fast sieben Jahren begann, einen kleinen Hof bei Hamburg auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen, wurde ihm ein ungewöhnlicher Vorwurf gemacht – daß er kein Geld verdienen wolle. „Hof Lütjensee“ sei die Spielerei eines reichen Mannes, der den noch jungen Wirtschaftszweig nicht wirklich ernst nehme. Die Ökobauern grenzten sich ab, nannten ihn „Biobauer“.

Die Vorbehalte gegen das landwirtschaftliche Tun des Optikers haben sich seitdem grundlegend verändert: Inzwischen befürchten manche Bauern eher eine marktbeherrschende Position Fielmanns. Denn dieser hat zu seinen eigenen 100 Hektar weitere 850 in Mecklenburg-Vorpommern hinzugepachtet, die nun ebenfalls zu „Hof Lütjensee“ gehören. Der Stamm-Hofladen wurde letzten September ausgebaut, am Brotabsatz über eine zweite Bäckereikette wird gearbeitet. In „Hof Lütjensee“, längst zu einem Unternehmen angewachsen, „haben wir jetzt 15 Millionen Mark investiert“, so Pressesprecherin Angela Richter zur taz. An dem wirtschaftlichen Interesse ihres Chefs läßt sie keinen Zweifel: „Auf einem beispielhaften Hof will Günther Fielmann zeigen, daß sich in der Landwirtschaft auch ohne Pestizide und medikamentengestützte Massentierhaltung Geld verdienen läßt.“

Auf den Vorschlag, sich ihm beim Aufbau eines Vertriebsnetzes anzuschließen, wird bislang jedoch mehr als zaghaft reagiert: „Da springt keiner drauf an, die Landwirte wollen doch nicht Fielmann-Bauer werden“, sagt Ute Thode, Geschäftsführerin des schleswig-holsteinischen Landesverbands von „Bioland“, wo auch Fielmann Mitglied ist. Mit seinen Plänen sei er innerhalb des Verbandes isoliert, „der ist einfach kein Landwirt“. Deutlich merke man dies bei seinen Argumentationen etwa für die artgerechte Tierhaltung: „Fielmann redet nicht über die Bedürfnisse der Tiere, sondern von der Medikamentfreiheit. Er ist eher ein Verbraucher, Hof Lütjensee ein Spielzeugbauernhof.“

Die Bedürfnisse der Verbraucher hebt auch Fielmann-Sprecherin Richter hervor: „Die Leute möchten sich gesund ernähren“, allein die enorm gestiegene Zahl der Allergiker spreche für wirtschaftliche Chancen des Ökoanbaus. Angesprochen werden sollen Kunden, „die beim Betreten des Ladens keinen Szeneausweis wie den Norwegerpullover“ benötigen wollen. Daß so ein Projekt nur mit dem langen finanziellen Atem eines erfolgreichen Unternehmers möglich ist, meint auch sie.

Dagegen hat „Bioland“ nichts einzuwenden: „Wenn jemand Geld hat, dann ist das doch positiv, wenn er es in die ökologische Landwirtschaft steckt.“ Nach Meinung von Ute Thode dürfe das branchenfremde Kapital nur nicht dazu führen, „daß die Preise ruiniert werden. Aber da haben wir bei Fielmann keine Sorgen, wir haben nette Kontakte.“ Christian Arns