Erst verstromt, dann verheizt

■ Weil sie die Wärme der Umgebung nutzen, klingt das Prinzip der Wärmepumpen gut, ist aber "im Normalfall Quatsch". Sinnvoll nur bei großer Menge warmer Abluft

Das Prinzip klingt vernünftig: Der Außenluft, dem Erdboden oder dem benachbarten See wird Wärme entzogen, die dann zum Beheizen des eigenen Häuschens genutzt werden kann. Dank Wärmepumpen funktioniert das auch, wenn das genutzte Medium kälter ist als die Innenraumluft. Doch ganz so ökologisch, wie das Prinzip klingt, ist es nicht.

Wärmepumpen funktionieren im Grunde wie ein Kühlschrank. Eine Kühlflüssigkeit mit sehr geringem Siedepunkt verdampft selbst durch die niedrige Außentemperatur. Der Dampf wird anschließend in einem Kompressor verdichtet – dadurch entsteht Wärme, die dann verheizt werden kann. Die Wärme, die sonst ein Kühlschrank als Abfallprodukt an seiner Rückseite abgibt, wird also genutzt; die sonst gewollte Kälte wird bei der Wärmepumpe nach außen geleitet.

So ist es beispielsweise möglich, normale Außenluft von drei auf Null Grad abzukühlen, um dadurch die Heizwärme von 42 auf 45 Grad zu erhöhen. Höhere Temperaturen sind mit diesem Prinzip allerdings nicht zu schaffen. Die Wärmepumpen eignen sich also nur für eine Auswahl bestimmter Heizsysteme, die mit solchen Temperaturen auskommen, wie beispielsweise die Fußbodenheizung.

Das Problem jedoch liegt beim Kompressor. Denn damit das verdampfte Kühlmittel verdichtet werden kann, um die Wärme wieder rauszurücken, wird erst einmal Energie gebraucht – in den meisten Fällen Strom. „Für die Energieversorgungsunternehmen sind die Pumpen also ein willkommenes Mittel, die Stromheizung wieder salonfähig zu machen“, urteilt Sven Teske, Energiefachmann bei Greenpeace in Hamburg.

Dabei hatte sich eigentlich endlich die Erkenntnis durchgesetzt, daß Heizen mit Strom immer Energieverschwendung ist. Denn bereits bei der Umwandlung von Wärmeträgern in Strom, etwa bei der Verstromung von Kohle, gebe es große Energieverluste, erklärt auch Detlev Bramigk von der Gesellschaft für rationelle Energieverwendung. Aus Strom wieder Wärme zu machen bringe erneut „hohe Umwandlungsverluste“. Der Geschäftsführer des Vereins, in dem vor allem Energiefachleute aktive Mitglieder sind, sieht daher „gar keine positive Seite der Wärmepumpen für Haushalte“.

Ihren letzten Boom hatten die elektrischen Wärmepumpen nach dem Erdölpreisschock Ende der siebziger Jahre. Damals hatten auch die berüchtigten Radiatoren Zulauf. Doch während diese inzwischen als Stromfresser par excellence geoutet sind und selbst so große Stromerzeuger wie die Berliner Bewag davon abraten, kommen die Wärmepumpen langsam wieder in Mode. Da nicht der Strom selbst zur Wärme gemacht, sondern lediglich für den Antrieb des Kompressors benötigt wird, hoffen viele auf einen minimalen Stromverbrauch, der sich sogar umweltschonend erzeugen lasse.

„Was da gebraucht wird, ist weit mehr als eine minimale Menge“, zerstört Greenpeace-Mitarbeiter Sven Teske diese trügerische Hoffnung: „Eine Solaranlage mit zwei Kilowatt Spitzenleistung, wie wir sie für einen normalen Privathaushalt empfehlen, um Strom zu sparen, reicht zum Betrieb der Wärmepumpe nicht aus.“ Für den Haushalt sei eine Wärmepumpe also „im Normalfall Quatsch“. Sinnvoll könnten diese nur dort sein, wo große Mengen warmer Abluft anfielen und genutzt werden könnten, etwa in Bürogebäuden, mittleren Gewerbebetrieben oder gar Industrieanlagen. „Privatverbrauchern können wir die Pumpen aber weder für die Heizung noch zur Brauchwassererwärmung empfehlen“, so auch Detlev Bramigk von der Gesellschaft für rationelle Energieverwendung.

Schlechter sind nach Teskes Einschätzung nur die Nachtspeicherheizungen, die in der Greenpeace-Stadt Hamburg noch weit verbreitet sind: „Die verschwenden noch mehr Strom.“ Wenn es in einem Viertel „weit und breit keinen Gasanschluß“ gebe, nur dann könne die Umstellung von Nachtspeichern auf Wärmepumpen ein Vorteil sein. Das ändere jedoch nichts daran, daß „es generell schlecht ist, mit Strom zu heizen“.

Chancen für das Prinzip, vorhandene Außenwärme zu nutzen, sieht Detlev Bramigk erst dann, wenn die dafür benötigten Generatoren mit Gas betrieben würden. „Das gibt es aber noch nicht mit kleineren Leistungen, das scheint die Industrie zu boykottieren.“ Noch immer hofft er eigentlich darauf, daß sich das Niedrigenergiehaus durchsetzt. Denn dort kommen Heizungen mit geringen Temperaturen aus. Die Abluft, die ohnehin abgepumpt und nach draußen geleitet werden müsse, könne von der Wärmepumpe genutzt werden. Handikap: „Das ist noch lange nicht gängig, das scheitert bisher auch noch am fehlenden Sachverstand der Architekten.“ Christian Arns