Südafrika versinkt im Regen

■ Angst vor größter Flutkatastrophe der Geschichte

Johannesburg (taz) – Über weite Teile Südafrikas gehen seit fast einer Woche sintflutartige Regenfälle nieder, die bis gestern nachmittag mindestens 60 Menschen das Leben gekostet haben. Die größte Flutkatastrophe in der Geschichte des Landes, die das Wetteramt am Mittwoch nachmittag angekündigt hatte, blieb jedoch aus, da der Regen gestern endlich nachließ. Dennoch sind in vielen Regionen Straßen nicht mehr befahrbar und Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Eine derzeit nicht übersehbare Zahl von Menschen wurde obdachlos. An vielen Orten ist die Armee ununterbrochen im Einsatz – unter anderem auch, um in den Nationalparks vom Ertrinken bedrohte Tiere zu retten.

Besonders stark betroffen sind die drei nördlichen Provinzen Südafrikas. Nach jahrelanger Dürre fielen dort die heftigsten Regenfälle seit Jahrzehnten und verwandelten das ausgedörrte Land in eine rotbraune Seenlandschaft. Flüsse, die seit vielen Jahren kein Wasser mehr geführt haben, sind jetzt über die Ufer getreten.

Doch der Regen hat auch ein Gutes: Die Prognosen für Südafrikas Wirtschaft sind wegen der ergiebigen Regenfälle optimistischer geworden. Die Stauseen sind bis zum Bersten gefüllt – so ist der Vaal-Stausee südlich von Johannesburg, aus dem rund zehn Millionen Menschen ihr Wasser beziehen, zum ersten Mal seit Jahren mehr als randvoll. Siebzehn Flutschleusen mußten geöffnet werden, um zu verhindern, daß Tausende von Häusern am unteren Ende des Stausees weggespült werden. 2.500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde rauschen jetzt in die Talsperre. Die drastischen Wassersparmaßnahmen, die die Provinzregierung Mitte letzten Jahres wegen anhaltender Dürre und des Hangs der weißen Südafrikaner zur Wasserverschwendung verhängt hatte, wurden aufgehoben. Kordula Doerfler