■ Meisenknödel im Test (1)
: Sollen Vögel Rinder futtern?

Winterzeit ist Meisenknödelzeit. Zahlreiche Firmen überschwemmen den Markt mit dem sonnenblumenkerngefüllten Rindertalgknödel für die winterliche Vogelfütterung. Das Absatzgebiet erstreckt sich von Skandinavien und England bis nach Frankreich. Der Monat Februar gilt als der umsatzstärkste der Branche.

Auch aus dem europäischen Ausland strömen nun vermehrt Meisenknödel nach Deutschland.

Mit Hilfe anregender Verpackungen und geschickt formulierten Slogans („boulettes pour mesanges“/Firma H. D. Strauch, Stolberg/Rheinland) wird um die Gunst des Käufers geworen. Aber der Käufer ist in diesem Fall nicht der Konsument. Er hat so gut wie keine Kontrolle über das von ihm erworbene Produkt.

Wenn Haustiere nach dem Verzehr ihrer Mahlzeiten an Blähungen, Durchfall oder Erbrechen leiden, ist dem Tierhalter klar: Das Essen war schlecht. Es war vergiftet oder verdorben.

Ein Vogel aber, der sich einen überlagerten Hanf- oder Sonnenblumenkern aus dem Knödel schält, wegfliegt, um ihn an anderer Stelle zu verzehren, ist dieser Kontrolle nicht unterworfen: Er ist ein freies, wildlebendes Tier. Kein Herrchen oder Frauchen wird je etwas über den Zustand des in guter Absicht erworbenen Knödels erfahren, während der Vogel mit Magenkrämpfen im Schnee verreckt.

Wo kommen die Kerne her? Was für ein Rindertalg wurde verwendet? Werden die angegebenen Lagerzeiten eingehalten? Im Stil eines arglosen, aber produktinteressierten Käufers wurden im Dezember 1995 fünf in- und ausländische Meisenknödelhersteller angeschrieben. Die Antworten der Meisenknödelhersteller wurden anschließend ausgewertet und dokumentiert. Wolfgang Müller

Morgen: die Untersuchungsergebnisse