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Nagender Zweifel am künftigen Glück

■ Wie die Erdkraft die Hongkonger Börse beeinflussen wird

Saftige Spanferkel, Hühnchen und Früchte sollen die himmlischen Mächte erfreuen, und der durchdringende Duft unzähliger Räucherstäbchen zieht zu ihnen hinan. Im Hongkonger Wong-Tai- Sin-Tempel ist Hochbetrieb: Die BesucherInnen flehen um das Wohlwollen der Götter zum Frühlingsfest. Im Rattenjahr wird sich wohl weisen, ob Hongkongs Rückkehr unter Pekinger Herrschaft im Juli 1997 glimpflich verlaufen kann. Wahrsager haben ihre Stände aufgebaut, lesen aus der Hand und aus den Linien des Gesichts. Andere befragen das Schicksal mit Hilfe von Bambusstöckchen. Leider ist die Botschaft der Astrologen für die Menschen in Hongkong, nicht sehr ermutigend:

Andrew Fung zum Beispiel sagt voraus, daß viele Leute im Jahr der Ratte Geld verlieren werden. Man kann aber hier und da auch Unglück vermeiden, wenn man sich an die Anweisungen der Geomander hält – das sind Spezialisten für das Wirken der Erdkräfte auf die Menschen und ihr Schicksal (fengshui). Wessen Schreibtisch oder Eingangstür unglückseligerweise nach Norden ausgerichtet ist, der könnte in diesem Jahr einfach umziehen, damit sie nach Süden zeigen.

Das Finanzhaus Credit Lyonnais Securities läßt alljährlich die finanzielle Zukunft der Region im sogenannten Fengshui-Index mit Hilfe traditioneller Erdkraftprinzipien analysieren. Danach sind die Aussichten im Zeichen der Ratte bedauerlicherweise nicht gut: Der Einzelhandel und die Getränkeindustrie werden besonders schwer betroffen sein, heißt es, der Immobilienmarkt wird sich nicht erholen, und Investitionen an der Börse werden „oberflächlich gut aussehen, aber tief drinnen faulig sein“.

Auch wenn Credit Lyonnais hastig erklärt, man möge diese „Vorhersagen“ bitte nicht zu ernst nehmen, mag doch niemand ganz ausschließen, daß da vielleicht etwas dran sein könnte... Catherine Sampson, Hongkong

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